Im Rahmen der Bauhaus Summer School 2011 konnten wir – eine Gruppe von Studenten und Lehrern mehrerer Nationalitäten – für das von der Diakonie genutzte Landgut Holzdorf eine kleine Schlafunterkunft entwerfen, konstruieren und selbst bauen. Bei dem Entwurfs- und Bauprozess waren die das Material Holz kennzeichnenden Eigenschaften prägend. Wir versuchten die Atmosphären des Ortes zu nutzen und sie durch unseren Entwurf zu inszenieren und erlebbar zu machen. Außerdem hinterfragten wir die Vorstellung von Privatsphäre als weiteren Zwischenzustand. Durch die Präsentation der einzelnen Phasen des Projektes werden aufschlussreiche Gruppen-, Prozess- und Produktionsatmosphären sichtbar und spürbar. Die angebotenen Raumatmosphären sind in einer vorbestimmten Sequenz wahrnehmbar und empfangen den Ankommenden sukzessive.
PRIVATE SPHERE
Begriffe wie Sphäre, Zwischenzustand, Aura, Atmosphäre werden in jüngster Zeit vermehrt von verschieden Raumtheoretiker und Künstlern intensiv bearbeitet. Gernot
Böhme befasst sich seit mehreren Jahren mit dem Begriff der Atmosphäre und versucht, zum Beispiel den Zusammenhang zwischen dem architektonischen Räumen und den erlebbaren Atmosphären in seinem Buch “Atmosphäre in der Architektur” zu diskutieren.
Olafur Eliasson als Künstler steht beispielhaft mit seiner Installation “mediated motion”(2001) im Kunsthaus Begrenz für die künstlerische Auseinandersetzung mit gestimmten Räumen.
Zumthor sagt in seinem Buch “ATMOSPHÄREN – Architektonische Umgebungen. Die Dinge um mich herum.” Über Architekturen mit Atmosphäre folgendes: “Ich komme in ein Gebäude, sehe einen Raum und bekomme die Atmosphäre mit, und in Sekundenbruchteilen habe ich ein Gefühl für das, was ist, Atmosphäre spricht die emotionale Wahrnehmung an, das ist die Wahrnehmung, die unglaublich rasch funktioniert, die wir Menschen offenbar haben, um zu überleben.”
Beide Herangehensweisen versuchen, wahrnehmbare Phänomene aufzuspüren und nachvollziehbar zu machen, verharren aber weitgehend in der jeweiligen Parallelwelt, ob künstlerisch oder philosophisch.
Architektonischen Ansätzen ist gemein, dass sie Erkenntnisse aus den Wissenschaften und den Künsten für den Menschen in seiner Umwelt nutzbar machen. Ein erster Schritt kann ein Prototyp sein. Versuchsräume geben die Möglichkeit, die Radikalität der starken Konzeptionen weiterzudenken und so wenig wie möglich zu verlieren. Diese nutzbaren Utopien können mehr als nur “sichtbar machen”, sie lassen tradiertes Verhalten bezweifeln und können eine Lebensveränderung einleiten.
22. August bis 2. September 2011