Zwischen Architektur und Landschaftsarchitektur
Wolkenkuckucksheim|Cloud-Cuckoo-Land|Воздушный замок
Jg. 20 | Heft 34 | 2015 | Kuratoren Sebastian Feldhusen und Ute Poerschk
http://cloud-cuckoo.net/de/hefte/aktuelles-heft/
Till Boettger,
Sequenzen zwischen Landschaftsarchitektur und Architektur
ARCH+ features 41
Till Boettger, Peter Grundmann
Donnerstag, 22. Oktober 2015, 19 Uhr,
Württembergischer Kunstverein Stuttgart
Schlossplatz 2, 70173 Stuttgart
Eingang Stauffenbergstraße / Glastrakt
Einleitend stellt Till Boettger seine Forschungsarbeit zum Thema Architektur der Schwelle vor, die er an der Bauhaus-Universität Weimar
durchführt. Während Boettger das Verhältnis zwischen Schwellenraum und technischer Apparatur untersucht, geht es Peter Grundmann in der anschließenden Keynote um die bewusste Gestaltung von Schwellensituationen, in denen sich traditionelle Funktionszuweisungen
oder räumliche Separierungen auflösen oder völlig neu ordnen. Variable Bewegungsmöglichkeiten und komplexe Blickbeziehungen sind dabei Mittel zur Erreichung räumlicher Qualitäten. Oft baut Grundmann selbst auf der Baustelle mit, nicht selten unter Mithilfe örtlicher Bewohner, wodurch lokal gemachte Erfahrungen in Entwurf und Bauprozess einfließen. Seine Expertise auf dem Gebiet des kostengünstigen
Selbstbaus wendet er derzeit bei einem sozial orientierten Projekt in Äthiopien an.
Schwellenräume – Linien für Wahrnehmung und Vorstellung
8. Workshop der Erfurter RaumZeit-Gruppe in Kooperation mit dem Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt
Linien. RaumZeitliche Perspektiven 18./19. Juni 2015 | Seminarraum, Pagenhaus, Forschungszentrum Gotha
Ort: Seminarraum des Forschungszentrums Gotha der Universität Erfurt, Schloss Friedenstein/Pagenhaus, 99867 Gotha
Im Mittelpunkt des 8. Workshops der Erfurter RaumZeit-Gruppe (ERZ), zum zweiten Mal in Kooperation mit dem Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt (MWK) sowie mit dem Forschungszentrum Gotha (FZG) und der „Laborgruppe Kulturtechniken“
(Erfurt/Weimar), stehen raum-zeitliche Perspektiven von Linien. Linien werden hier als Ausdrucksformen verstanden, die Einsichten in kulturtheoretische Phänomene ermöglichen und so über ihren bloßen Formgehalt hinausgehen. Damit will der Workshop die von Timothy Ingold eingeführte „anthropologische Archäologie der Linie“ weiterführen, indem er die multidisziplinäre Untersuchung von Linien auf deren raumzeitliche Dimensionen ausrichtet.
Linien, Linearitäten, das Lineare, aber auch deren Negation, das Nicht-Lineare sind als Alltagserfahrung und im Sprachgebrauch präsent; sie spiegeln und prägen auf vielschichtige Weise die raum-zeitliche Welt-Bild-Produktion. So ist es nicht verwunderlich, dass eine Reihe von Disziplinen mit und über Linien und angrenzende Phänomene arbeiten, von der Mathematik, Geographie und Informatik über die Künste und Philosophie bis hin zu zahlreichen Sozial- und Kulturwissenschaften. Linien wird oftmals ein räumlich und zeitlich ordnender Charakter zugeschrieben. Als Trenn- oder Grenzlinien haben sie vor allem im Poststrukturalismus Karriere gemacht und sind als
differance in die Philosophiegeschichte eingegangen. Auch Netzwerkmodelle bestehen aus Linien, die sich in Knotenpunkten treffen, überschneiden und weiterbilden. Und wie steht es mit dem Verhältnis von Linien zu Punkten: Sind sie „nur“ eine Zusammensetzung von Punkten oder etwas essentiell anderes? Der britische Anthropologe Ingold sieht Linien als „point-to-point connector“ und in ihrer Geradlinigkeit die zentrale Ausdrucksform des Dynamischen und Progressiven der sog. Moderne, „only to be ruptured and fragmented by the dislocations of postmodernity“. In der „Time-Line“ (bspw. Rosenberg/Grafton, 2010) verbindet die Kartographie räumliche und zeitliche Perspektiven. Linien können aufzeichnen und etwas darstellen, was mehr als Linie ist, wie etwa die von Werner Haftmann kürzlich vorgestellte Schlangenlinie, der aufbauende und zerstörerische Kräfte zugeschrieben werden (posthum, 2014); fundamentaler passiert das bei jeder Zeichnung, aber auch bei Schriftzeichen, wo die Linie sogar hinter der Symbolhaftigkeit des Dargestellten zu verschwinden scheint (Butler/de Zegher, 2011). Linien haben aber auch „verleiblichte“ Dimensionen, wie es etwa Richard Long in seiner Land Art anstrebt (z.B. A Line Made
by Walking, 1967). Deleuze und Foucault fordern über die Diskussion des gerissenen Fadens das Lineare grundsätzlich heraus (Deleuze/Foucault, 1977; für die Kunstgeschichte: Wulffen bzw. Stingelin, 2001). Mit multidisziplinären Perspektiven auf Linien, das Lineare und Nicht-Lineare lassen sich somit vielschichtig raum-zeitliche und ästhetische Dimensionen menschliches Handelns reflektieren (insofern ist der Workshop eine Fortführung und Konkretisierung der ersten gemeinsamen Veranstaltung im Sommersemester 2014). Der Workshop
versucht nachzuspüren, ob und wie die Betrachtung von „Linien“ in verschiedenen Disziplinen kulturelle Phänomene erklären kann. Konkretisierend geht es uns dabei vor allem um raum-zeitliche Blickwinkel verschiedener Linientypen wie auch – merkmale, um dann auf kulturelle Bedeutung(szuweisung)en schließen zu können.
Als Grundlagentexte lesen wir: Tim Ingold, Lines a Brief History (2007): Introduction (S. 1-5) und Chapter 6 How the line became straight (S. 152-172) sowie Der gerissene Faden (hg. von Thomas Wulffen, Kunstforum international Nr. 155, 2001): Thomas Wulffen, Der gerissene Faden (S. 48-63) und Martin Stingelin, Das Netzwerk von Gilles Deleuze oder Der nichtlineare Begriff des Begriffs (S. 164-169).
www.uni-erfurt.de/philosophische-fakultaet/raumzeit-forschung | E-Mail: sebastian.dorsch@uni-erfurt.de
Ankommen! Perspektiven der Flucht in einer flüchtigen Gesellschaft
Liebe Freunde, liebe Freunde der Baukultur, fremder, flüchtiger und sonstiger Kulturen,
am Mittwoch, 6. Mai 2015 findet an der hbk saar das wissenschaftliche Symposium „Ankommen! Perspektiven der Flucht in einer flüchtigen Gesellschaft“ statt. Wir freuen uns sehr darüber, dass wir zu dem aktuellen Thema der Flucht und des Asyls Fachleute verschiedener Professionen gewinnen konnten, mit denen wir uns über soziale, künstlerische, städtebauliche und architektonische Aspekte des Themenspektrums austauschen wollen. Es sollen insbesondere die Rahmenbedingungen und Strukturen betrachtet werden, die dabei einen „culture clash“ verursachen beziehungsweise eine „Willkommenskultur” ermöglichen. In ca. 20-minütigen Kurzvorträgen werden Fallbeispiele vorgestellt und Theoriebausteine zur Diskussion gestellt. Moderiert wird das Symposium von dem Kulturwissenschaftler Thomas Kaestle aus Hannover. Die Referenten und Titel ihrer Kurzvorträge entnehmen Sie bitte beiliegender Einladungskarte.
Das Symposium findet am 6. Mai 2015 von 10 bis ca. 18 Uhr in der Aula der HBK Saar, Keplerstraße 3-5, 66117 Saarbrücken statt. Gäste sind herzlich willkommen, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Der Eintritt ist frei.
Es ist ein Gemeinschaftsprojekt von HTW Saar, SAS Schule für Architektur Saar und HBK Saar, S_A_R Projektbüro in Kooperation mit dem Roma Büro Freiburg e.V. und der Universität des Saarlandes.
Initiatoren: Prof. Stefanie Eberding (HTW), Prof. Dr. Ulrich Pantle (HTW), Prof. Georg Winter (HBK) in Kooperation mit Prof.Dr. Amalia Barboza (UdS), Prof.Dr. Simone Odierna (HTW) und Thomas Wald (Roma Büro Freiburg/Br. e.V.)
Buch bei Birkhäuser im Oktober 2014
Schwellenräume
Übergänge in der Architektur / Analyse- und Entwurfswerkzeuge
Was ist ein Schwellenraum? Auftakt, Dazwischen, Schranke? Innen oder außen? Der Schwellenraum ist alles zusammen, meist sogar gleichzeitig. Er lebt von der räumlichen Ambivalenz zwischen Öffnung und Schließung zusammen mit der Erwartung auf das Kommende. Till Boettger hat sich in Lehr- und Forschungsprojekten intensiv mit der architektonischen Inszenierung des Ankommens und Empfangens befasst. Er hat räumliche Übergänge exemplarisch anhand von historischen und modernen Kulturbauten renommierter Architekten phänomenologisch analysiert und daraus eine Methodik entwickelt, mit der Schwellenräume in allen Bauaufgaben optimiert werden können. Neben der Spannung erzeugenden Ausgewogenheit ist der Schwellenraum sehr stark von der zeitlichen Abfolge des Erlebens bestimmt. Der Schwellenraum bewegt sich in seiner Konzeption zwischen den Polen offen und geschlossen und kann durch die ihm innewohnende Ambiguität als räumlicher Vermittler fungieren.
Seiten 160
Abb. 120 Zeichnungen
format 28,0 × 22,0 cm
einband Gebunden
PRINT ISBN 978-3-03821-589-9 Deutsch ISBN 978-3-03821-587-5 Englisch
ebook ISBN 978-3-03821-396-3 Deutsch ISBN 978-3-03821-400-7 Englisch
http://issuu.com/birkhauser.ch/docs/birkhauser-vorschau_2_2014
Vortrag TU Dresden
Till Boettger: Schwellenräume – Räumliche Übergänge in der Architektur
29.04.2013 13:00Uhr Trefftz-Bau (Physikhörsaal) auf dem Zelleschen Weg
Grundkurs Raumgestaltung und Baukomposition im 4. Semester
Prof. Ralf Weber PhD
Lehrstuhl Raumgestaltung, Gebäudelehre und Entwerfen
Fakultät Architektur
Technische Universität Dresden
Disputation
Zur Erlangung des akademischen Grades Doktor-Ingenieur
an der Fakultät Architektur der Bauhaus-Universität Weimar
am 07.02.2013
vorgelegt von
Dipl.-Ing. Architekt Till Boettger
Gutachter:
1. Prof. Dr.-Ing. habil. Egon Schirmbeck
2. Prof. Dr. Ralf Weber
Prüfungskommissionsmitglieder
Prof. Dipl.-Ing. Dipl.-Des. Bernd Rudolf (Vorsitzender)
Prof. Dipl.-Ing. José Mario Gutierrez Marquez
Abstract
Schwellenräume – Räumliche Übergänge in der Architektur
Thema
Schwellen sind Ankündigungen und Auftakt für den Zugang zu Räumen. Sie sind in die Abfolge des Ankommens integriert und verzögern in ihrer bremsenden Wirkung den Ankommenden. Im Besonderen organisieren Schwellen im Eingangsbereich den Übergang und vermitteln zwischen außen und innen.(1) In ihrer Ausdehnung oder in ihrer Addition sind Schwellen auch Raum bildend. Sie schaffen mit weiteren raumbildenden Elementen den Schwellenraum. Schwellenräume werden zu komplexen sensiblen Zonen des Zugangs.(2)
Kontext
In Konzeptionen Moderner Architektur wird vermehrt die starre Struktur des Grundrisses räumlich aufgelöst, es wird die „Schachtel zerstört“(3), indem freie Scheiben und Stützen den Raum gliedern. Bewusst wird mit der Vorstellung eines offenen Raumes gearbeitet, der Übergänge zwischen Räumen neu definiert. Die entstehenden Raumfolgen verschieben die eindeutige Position der Schwelle, die außen und innen voneinander trennt. Außerdem müssen bei der Gestaltung von Schwellenräumen, den Übergangszonen, die gestiegenen bautechnischen Anforderungen im Bezug auf Wärmeschutz und Sicherheit berücksichtigt werden. Die Aktualität des Themas spiegelt sich in der Zahl der Veröffentlichungen wider.(4) Der „Schwellenatlas“(5), stellt sich als Sammlung architektonischer und technischer Schwellen dar, deren räumlicher Zusammenhang hier beleuchtet wird.
Fragestellung
Im Zentrum dieser Arbeit steht die Suche nach dem Wesen des Schwellenraumes und seinem Vermögen. Dabei wird folgenden Fragen nachgegangen: Was ist eine architektonische Schwelle? Wie kann ein Schwellenraum definiert werden? Welche Aufgabe übernimmt der Schwellenraum beim Erschließen und Erleben von Architekturen?
Methode
Der architektonische Raum wird mit Hilfe der Definitionen von Joedicke(6) und Meisenheimer(7) für die Betrachtungen des Schwellenraumes geklärt und der wahrnehmende Mensch in Übergangssituationen verortet. Anschließend wird das Phänomen der Schwelle im architekturgeschichtlichen Kontext verankert und anhand von Beispielen aus dem Bereich der Kunst nachvollziehbar gemacht. Dies führt zu einem Vorstellungsmodell des Schwellenraumes. Bei ausgewählten Architekturen wird der räumliche Übergang mit Raumparametern analysiert, d.h. mit Hilfe von phänomenologischen Beschreibungen und Diagrammen(8) sichtbar gemacht. Die Gegenüberstellungen der Analysen geben Aufschluss über die Struktur des Schwellenraumes und lassen wiederkehrende Abfolgen erkennen.
1 „Von außen nach innen, von innen nach außen – immer führt dieser Weg, der bedeutendste, den die Architektur formulieren kann -, über eine Schwelle.“
Wolfgang Meisenheimer, Choreografie des architektonischen Raumes, Veröffentlichungen aus der Fachhochschule Düsseldorf, 1. Aufl. (Düsseldorf: Fachhochschule, 1999), Kapitel 2_5.
2 „Der Eingang ist immer weniger ein klar definiertes Raumelement, sondern eine komplexe Raumsequenz. Das Eintreten ereignet sich nicht in einem Moment, sondern als ein räumlich-zeitlicher Prozess. Entsprechend artikuliert sich die Schwelle nicht mehr als lineare Grenze zwischen Innen- und Außenraum in der Ebene der Fassade, sondern verwandelt sich zu einem „Schwellenraum“, der sowohl vor als auch hinter der Fassade liegen kann.“
Ilka u. Andreas Ruby, ‘DETAIL’, Eingänge, Schwellenräume – Zur Transformation des Eingangs in der Kultur des Übergangs, 11 (2004), S.1260.
3 „You could put the load under the center of the beam or you could reduce the span between the corners by moving the supports inward and leaving the corner open. In that single circumstance – what I suppose would be called engineering – came the opportunity to destroy the box. (…) Walls could be screens independent of each other; the open plan appeared naturally; the relationship of inhabitants to the outside became more intimate; landscape and building become one, more harmonious.“
Frank Lylod Wright, An Autobiography, (New York: 1977/1943) 285f.
4 Heinz-Norbert Jocks, ‘Kunstforum’, Häuser II, Der Geist der Schwelle, 182 (2007).
Anette Hochberg, Joachim Raab, Jan-Henrik Hafke, Öffnen und Schliessen (Basel: Birkhäuser, 2009).
5 Institut für Geschichte und Theorie der Architektur der ETH Zürich, ‘Schwellenatlas’, ARCH+, 191/192 (2009).
6 „Indem architektonischer Raum als Summe der wahrnehmbaren Beziehungen zwischen architektonischen Orten definiert wird, ist zugleich dargelegt, dass Raum nicht als etwas Seiendes verstanden wird, sondern als eine Folge der Wahrnehmung. Architektonischer Raum ist gebunden an den Menschen und seine Wahrnehmung.“
Jürgen Joedicke, Architektur und Form (Stuttgart: Karl Krämer, 1985), S.18.
7 „Der architektonische Raum ist nicht – wie ein Ding – objektiv von uns gelöst, sondern handlungsbezogen. Er ist dazu gemacht, Menschen psychisch, sozial und kulturell aufeinander und auf die Welt ihrer Dinge zu beziehen, insofern ist er szenisch.“
Wolfgang Meisenheimer, Das Denken des Leibes und der architektonische Raum (Köln: Verlag Walther König, 2004), S.15.
8 Egon Schirmbeck, Zur Analyse von Raumkonzepten in Egon Schirmbeck, Till Boettger, und Christian Hanke, Architektur und Raum: Gestaltungskonzepte im 20. Jahrhundert (Berlin: Dom Publishers, 2011).