Bring Shelter II
Ölfarbe, Öl-Pastell, Buntstift und Filzstift auf Baumwolle
und Polyacryl 150 x 175 cm
2017

In ‚Bring Shelter II‘ arbeitet Charlene Hahne mit zwei Stoffen, die durch ihre Art der Verbindung auf einen Horizont hindeuten. Hinzugefügt in der Ferne ist ein farbiges Ensemble, das an einen Hügel und an einen Obelisken erinnert. Öltubenwürste und pure Farbstreifen mit einer leichten Geste des Pinsels oder gemischte Regenbogenpaletten sitzen auf ihrem jeweiligen Trägermaterial und beschreiben Horizontlinie, Bergkette, Felsen. Eine Landschaft ist nicht die Karte der Landschaft, die Legende ist eine Betrachtung, eine Sichtweise des Erlebten. Als Hinweis will der Betrachter in das Bild hineinhören und Charlene Hahne belauschen, ohne pädagogischen Zwang. Das X um den Ort zu finden, sucht man hier allerdings vergebens. Zum Glück. Landschaft wird auf Kürzel, Klischees und Symbole herunter gebrochen und der Fokus auf Malerei selbst gelenkt. Die aus der Distanz, wie eine Grafik erscheinende Bilder, halten an Traditionen des Mediums Malerei fest. Hahne hinterfragt und reizt das Vokabular der Malerei aus: Mit dem Spiel der Textur, der Betonung der Oberfläche, die Anerkennung des Rechtecks und die Begrenzung des Rahmens. So unvermittelt wie die Abwesenheit der Malerei ist, so stark ist auch Ihre Rückkehr, obgleich die Rahmen im Werk von Hahne mehr und mehr redundant zu werden scheinen.

Andreas Lenz