Born to be Bauhaus ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem Archiv der Moderne der Bauhaus-Universität Weimar und dem Freundeskreis der Bauhaus-Universität Weimar e.V. zum 100-jährigen Jubiläum der Bauhaus-Ausstellung 1923. Im Rahmen dessen werden von 2017-2021 jährlich fünf Künstler*innen der Fakultät Kunst und Gestaltung der Bauhaus-Universität Weimar gekürt. Das geschieht durch eine Jury, die Expert*innen aus den Bereichen Kuration, Kunsttheorie, Kunstmarkt, Kunstproduktion und Kreativwirtschaft versammelt. Die Auslobung findet jährlich im Sommersemester statt. Die jeweiligen fünf Kunstwerke werden schließlich vom Archiv der Moderne in die Kustodie der Bauhaus-Universität Weimar aufgenommen, was sie zu unveräußerlichem öffentlichen Kunstgut macht. Darüberhinaus stellen die Preisträger*innen ihre Kunst (über die angekauften Werke hinaus) 2017 bis 2019 in der Kulturfabrik, Apolda, 2020 im Eiermannbau, Apolda und 2021 in der Neufert-Box, Gelmeroda aus.
Das Projekt zielt mitunter auf die Netzwerkbildung junger Künstler*innen und Kurator*innen und damit auf einen Transfer zwischen Universität und Kunstbetrieb ab. Hierfür werden innerhalb des Projektzeitraums unter dem Titel Reframing the Future verschiedene Workshops angeboten, die auf eine künstlerische Professionalisierung abzielen. Um die Ergebnisse auch öffentlich diskursiv zu machen, werden die Ausstellungen kuratorisch begleitet und um Podiumsgespräche erweitert. Des Weiteren ist ihre Veröffentlichung in einem Podcast (2023) vorgesehen.
Jurymitglieder sind Heinrich Carstens (2019) , Marta Doehler-Behzadi (2017), Nils Emmerichs (2019-2021), Isabella Fürnkäs (2020-2021), Andrea Karle (2019), Andreas Krüger (2017-2019, 2021), Maren Lübbke-Tidow (2020), Michael Lüthy (2017-2018, 2020), Vanessa Joan Müller (2018, 2021), Nicolaus Schafhausen (2017) und Christiane Wolf (2018).
Im Anspruch der Kunst verbinden sich Ästhetisches und Gesellschaftliches. Kunst konfrontiert den Betrachter mit dem Anspruch, die im Kunstwerk realisierte Balance zwischen Wirklichkeitsbezug und Selbstbezüglichkeit nachzuvollziehen und zu deuten. Das Kunstwerk zeigt das, was es zeigt, auf die ihm eigene Weise: Es revidiert bestehende Welt-Sichten. Darin liegt eine aufklärerische und emanzipatorische Dimension. Denn das Verstehen des Kunstwerks bedeutet, das eigene Verhältnis zur Wirklichkeit und den eigenen Wirklichkeitsbegriff ins Spiel zu bringen und revidierbar zu halten.
Michael Lüthy
Der Kunstpreis Born to be Bauhaus kommt zur richtigen Zeit und füllt eine Lücke im Kunstleben Thüringens. Im Zuge des auch international große Beachtung findenden Bauhaus-100-Jubiläums im Jahre 2019 droht sich der Blick darauf zu verlieren, wer hier im Lande großen Anteil am kritischen Hinterfragen, neuen Positionen, unkonventionellen Perspektiven und sinnstiftender Kraftentfaltung hat: Die jungen Künstlerinnen und Künstler, die mit Ihrem spezifischen Blick auf die Dinge wesentlich zur Wahrnehmung der Qualitäten unter der Oberfläche beitragen. Dies erscheint in den jetzigen Zeiten wichtiger denn je. Born to be Bauhaus wird einen wichtigen Anteil zur ebenso kritischen wie auch konstruktiven Auseinandersetzung mit dem ›ehrwürdigen‹ Bauhaus und mit gesellschaftlichen Konstellationen leisten. Und das mit den Mitteln der Kunst. Darauf dürfen wir alle uns freuen.
Andreas Krüger
Vor dem Hintergrund rasanter gesellschaftlicher und politischer Veränderungen wirkt die Vision des Bauhauses, Kunst und Leben in enger Verbindung zu verstehen, wie ein aktueller Aufruf. Kunst- und Kulturproduktionen haben das Potential, soziale Entwicklungen aufzuzeigen und auf Gefühlslagen zu reagieren. Als Medien bieten sie Raum, gelebte Erfahrungen zu reflektieren und Themen nachzugehen, die für die jeweilige Zeit relevant sind. Es ist wichtig, den Problemen, vor denen eine Gemeinschaft steht, mit neuen Fragestellungen zu begegnen und Räume zu schaffen, in denen Dialog möglich ist. Wir brauchen Orte, an denen sich Meinungen bilden können. Das Bauhaus als Ort der künstlerischen Bildung wie auch der Vermittlung und Präsentation von Kunst ist dabei eine wichtige Plattform, um das Jetzt kritisch zu hinterfragen und neue Vorstellungen einer gemeinsamen Zukunft zu entwickeln.
Nicolaus Schafhausen
Für die Internationale Bauausstellung in Thüringen ist die Zukunftsfähigkeit des ländlichen Raums sowie der kleinen und mittleren Städte ein besonderes Anliegen. Kunst, Bildung und Kulturformate sind dafür wichtige Transfermedien. Immer wieder begegnen uns in der sogenannten Provinz die Hidden Champions, und zwar nicht nur als Unternehmen sondern auch als hochwertige und überraschende Kunst- und Kulturprojekte. Sie sind längst wichtige Identitätsstifter für periphere Räume und kleine Gemeinden geworden. Apolda hat hier in den letzten Jahren bereits viel angeschoben und erreicht. Für die noch anstehenden Transformationsaufgaben in der Stadt ist die Kooperation im Rahmen von Born to be Bauhaus ein wichtiger Akteur und Partner, den ich als Geschäftsführerin der IBA Thüringen gern unterstützte.
Marta Doehler-Behzadi
Born to be Bauhaus. Dies drückt viel mehr aus als nur kreatives universitäres Erlernen oder das Interesse an Theorien oder Ästhetik oder historischen Leistungen. Es ist eine Haltung. Aufgewachsen in einem von Mies von der Rohe-inspirierten Elternhaus inmitten von Bauernhäusern im norddeutschen Flachland, habe ich dies früh lernen dürfen. Kunst ist Leben ist Kunst, Zweifel und Kontroverse. Das Bauhaus bot immer einen interdisziplinären Raum für eine kritische, dialogische und konstruktive Auflehnung gegen den status quo. Es ist ein Spielfeld. Auch und gerade in Zeiten sich widerstrebender kultureller und politischer Kräfte. Darüberhinaus ist das permanente (Wieder-)Entdecken, Präsentieren und Bewahren von Werken, Prozessen, Erfahrungen und Biografien aus allen Bereichen, für die das Bauhaus steht, gelebte gesellschaftliche Verantwortung. Es ist ein lebendiges Archiv. Das Bauhaus ist eine international legendäre und zeitgenössische Plattform für Debatte und Haltung seit 100 Jahren.
Heinrich Carstens
Ebenso wie die Kunst des Bauhaus ist auch die Kunst der Gegenwart ein gefährdetes und flüchtiges Phänomen. Kunst muss nicht nur unterstützt, sondern auch betrachtet, diskutiert, kritisiert, dokumentiert und gefeiert werden. Sie muss sichere Orten haben, denn die Kenntnisnahme ebendieser ist der Anfang von Kunst. Jedes Kunstwerk soll heute zuerst etwas bedeuten, seinen Inhalt unmittelbar äußern, das rechtfertigt, im vollen Umfang verstanden zu werden. Wenn es künstlerische Inhalte noch gibt, entsprechen Sie nicht immer der Norm gesellschaftlicher Akzeptanz, weil Künstler nie tun, was von ihnen erwartet wird. Gerade deshalb repräsentieren Kunstwerke die Gesellschaft. Es sind die auf ein Momentum zugespitzten Kunstwerke; Kristallisation eines eingreifenden Denkens über eine Gesellschaft in der wir heute leben. Deswegen ist es unumgänglich, dass wir diejenigen, die sich entscheiden als Künstler zu arbeiten, den Rücken frei halten und einen Ort zum Ausstellen geben.
Nils Emmerichs