Francis Kamprath

Die Arbeit von Francis Kamprath ist eine Zeitkapsel, die ein Abbild davon gibt,wie das Hochzeitkleid als persönlichster Gegenstand zum Vermarktungsobjektwird. Dabei liegt das Interesse Kampraths nicht auf dem Objekt des Kleidessondern auf dem Subjekt, das es trägt und präsentiert, zumeist die Brautselbst, die sich entschieden hat, ihr Kleid zum Second-Hand-Verkauf anzubieten. Entstanden ist ein Bildarchiv von ca. 4000 Fotos von Hochzeitskleidern, die er auf Verkaufsplattformen im Internet gesammelt hat. Die Bilder fungieren als eigenständige Readymades. Im Zentrum steht jedoch nicht das einzelne Bild sondern die Reihung, die die Sammlung zum Kunstwerk werden lässt. Betrachtende sehen sich konfrontiert mit verschiedenen Graden der Anonymisierung, welche die Verkäuferinnen selbst vorgenommen haben. Erst durch die Zusammenstellung der Bildmasse wird ein spezifisches Phänomen sichtbar: Die Anonymisierung als Zeugnis einer diffusen Angst und der stetigen Neuverhandlung von Öffentlichkeit und Privatheit.

Christiane Wolf