Drummer
Video
2018
Ein junger Mann sitzt hinter einem Schlagzeug und trommelt. Die filmische Dokumentation seines Spiels zielt allerdings weniger auf sein Können als auf den langsamen Akt physischer Erschöpfung, der mit seinem intensiven Solo einhergeht. Rebecca A. Layton zeigt die Performance aus statischer Kameraperspektive ohne Schnitt – eher physiologische Studie als musikalische Dokumentation. In dieser Reduktion tritt allerdings eine grundlegende Kategorie des Filmischen in den Vordergrund: die der Zeit, die nicht nur als aktuelle Projektionszeit vom Zuschauer unmittelbar erfahren wird, sondern mit der filmischen Zeit kongruent ist. Die Dauer des Trommelspiels wird als vergehende Zeit konserviert und im Prozess der Projektion wieder vergegenwärtigt, so wie der Blick des Kameraauges festhält, was im Auge des Zuschauers reaktiviert wird. Die im und durch das Bild zur Anschauung gebrachte Zeit präsentiert sich als konsistente homogene Sphäre, die das allmählich den Rhythmus verlangsamende Schlagzeug allerdings immer stärker durchbricht. Projektionszeit, Wahrnehmungszeit und Handlungszeit fallen in eins, aber der Takt, der das Zeitempfinden strukturiert, verändert sich unmerklich. Die stetige Improvisation des jungen Mannes an den Drums, sein Spielaus gleichmäßigem Flow und ausbrechenden Tempi, seine offenbar schwerer werdenden Arme, und das immer wieder Sich-Zusammenreißen, das neuen Drive in das Spiel bringt, lassen eine Unmittelbarkeit entstehen, in der die repetitive Handlung die Dauer zu einer plastischen Erscheinung formt: pure Präsenz vergehender Zeit und Verdichtung des Sichtbaren in der zeitlichen Extensität wie bildlichen Intensität, die orchestriert wird vom Rhythmus des Spiels.
Vanessa Joan Müller