MODEN:INVENTORY AND DISPLAY

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INVENTORY & DISPLAY I: Musterkoffer

WS 09/10
6 SWS, 6 ECTS
Sattler, Felix


English description

Conception and design of artistic sample cases. Critical review of existing artworks, such as Duchamps "Boite-en-valise" (1941), Christine Hill's "Trunk Show" (2003), but also historical and contemporary commercial sample cases like the Werkbundkiste (1958) or diverse Louis Vuitton products.


Kursinhalte

Lenna Truncale "Work in a Nutshell", mixed media, 2009

Einen Reisekoffer zu packen ist kein trivialer Akt, sondern verlangt nach einer geradezu meisterhaften Komposition. Denn selten liegen die Dinge derart nah beieinander: Genügsamkeit und Bequemlichkeit, das Notwendige und das Überflüssige. Koffer sind transportable Inventare, Kondensate der Identität und des Besitzstandes ihrer Eigentümer. Die Anordnung der Dinge ist dabei von ebenso großer Aussagekraft wie die enthaltenen Dinge selbst: das, was ich mitnehme, also in der Hand habe, zeugt zugleich vom Umgang mit den Dingen, der Handhabung. Kofferfabrikanten wie Louis Vuitton gestalten seit Generationen Koffer im Wissen, dass sie Schnittstellen zwischen dem Privaten und dem Öffentlichen sind, die Dinge schützen und zugleich den gesellschaftlichen Status des Reisenden repräsentieren. Von Innen wie von Außen besehen, ist ein Koffer so immer auch ein Ausstellungsstück.

Mit dem Musterkoffer wird dieser Charakter einer Miniaturausstellung explizit. Vertreter aller möglichen und unmöglichen Waren ziehen damit durch die Lande, und nicht selten soll neben einzelnen Dingen auch die Unternehmensidentität mit verkauft werden. Zuweilen gar wird das Ensemble im Koffer Bedeutungsträger im missionarischen Auftrag: die Apostel des Deutschen Werkbunds leisteten mit Musterkoffern ausgestattet, die "Werkbund-Kisten" genannt wurden, von 1958 an Schulen Designerziehung im Namen der "Guten Form". In der Kunstgeschichte ist Marcel Duchamps retrospektive "Boîte-en-valise" (1941) eine Art Urszene des Koffermuseums. Bis heute haben zahlreiche Künstlerinnen und Künstler dieses Format aufgegriffen und Zusammenstellungen von Dingen mit persönlicher oder universeller Geschichte in Koffern realisiert. Christine Hill hat 2003 mit "The Trunk Show" eine Serie von Schrankkoffern präsentiert, die jeweils das vollständige Inventar eines bestimmten Büroarbeitsplatzes beinhalteten. Aber auch verschiedene Designer geben sich nicht mit praktischem Alltagsgepäck zufrieden. Ein von Patrick Vuitton für Karl Lagerfeld als Einzelstück entworfener Koffer enthält zum Beispiel ein Arrangement von 20 iPods und Lautsprechern – zeitgemäß nicht mehr auf Samt, sondern auf rotem Mikrofasergewebe gebettet.


Kursinhalt / Aufgabenstellung

Im Kurs werden wir sehr praktisch (ca. 80 % des Gesamtaufwands): Aufgabenstellung ist der Entwurf und die Umsetzung von jeweils drei Kofferinterieuers mit Sammlungsgegenständen pro Studierendem. Die dazu notwendigen handwerklichen Fähigkeiten werden im Rahmen von Workshops vermittelt. Wir beschränken uns dabei zunächst auf buchbinderische Techniken, d.h. mit Papier oder Textil bezogene Einbauten aus Pappe oder leichtem Sperrholz. Begleitend (ca. 20% des Gesamtaufwands) diskutieren wir Beispiele von Musterkoffern, darunter alltägliche Varianten und die Highlights der Design- und Kunstgeschichte. Wir besprechen weiterhin einführende Theorien aus dem Kontext der Kunst-, Kultur- & Sozialwissenschaften, der Philosophie und Museologie zu Klassifizierungssystematiken, der Ästhetik ihrer Ordnungs- und Repräsentationssysteme.


Vermittlungsziel / Kompetenzen

– Befähigung zur selbständigen Arbeit: Aneignung von verschiedenen grundlegenden handwerklichen Fähigkeiten zur Umsetzung künstlerischer Arbeiten inkl. Erlangen einer Nutzungserlaubnis der an der Professur verfügbaren Werkzeuge/Arbeitsmittel/Ateliers. – Fähigkeit zur Identifikation von künstlerischen Arbeitsgebieten im Kontext von Sammlungs-, Inventarisierungs- und systematischen Ausstellungssystemen; Wissen um deren spezifischen Medien und Fachsprache – Theoretisches Wissen und dessen praktische künstlerische Anwendung über (wiss.) Klassifizierungssystematiken, Ästhetik von Ordnungs- und Repräsentationssystemen und Aufgaben & Struktur relevanter Institutionen

Leistungsnachweis

Aktive (mündliche) Teilnahme am Plenum inkl. Kurzreferat und Einzelkonsultationen (20% der Abschlussnote). Anfertigung der Übungs- & Hausaufgaben (= drei Kofferinterieurs) inkl. Endpräsentation (60%). Kurs-Dokumentation (20%).

Literaturliste Bibliography

Entwürfe / Designs


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