Der Himmel platzt weg
Eine Fotoarbeit von Antonia Volke
Porfolio - Der Himmel platzt weg
Die Idee
Ich arbeite mit extrem überbelichtetem Bildmaterial einer Digitalkamera.
Die übrigen Informationen geben gerade noch Aufschluss auf eine Alltagssituation, eine Geschichte.
Und doch soll diese Assoziation, die zunächst beim Betrachter ausgelöst wird, mit einem oder zwei weiteren Bildern verstärkt und dann gekippt werden, in dem die Bildinformation ähnlich aber nicht mehr identisch ist.
Ziel ist es den Betrachter aus seiner Assoziationswelt heraus zu katapultieren, auszutricksen und zu verwirren.
Die Wahrnehmung
Bilder begleiten uns schon ein Leben lang: Man bekommt welche gezeigt, man malt welche, man fotografiert selbst und man zeigt sie anderen. Durch die digitalen Möglichkeiten werden es immer mehr. Ein reger Strom an Eindrücken wird festgehalten, ausgewähltes weitergegeben und aufgehoben.
Die Wahrnehmung ermöglicht uns sich in der Welt zu orientieren. Sehen, Hören, Tasten, Schmecken, Riechen und der Gleichgewichtssinn sind dabei ausschlaggebende Fähigkeiten. Es prägt sich erst etwas in Gedächtnis ein, wenn man etwas eine bestimmte Aufmerksamkeit widmet. Es werden auch unbewusst wahrgenommene Informationen gespeichert, aber zu viele Input würde uns unser Gehirn im wahrsten Sinne „reizüberfluten“. Der Prozess des Wahrnehmens funktioniert in 5 Schritten: dem Selektieren, dem Ergänzen, dem Strukturieren, dem Kategorisieren und dem Generalisieren. Jeder Schritt in diesem Prozess lässt Individualität durch Erfahrungen und Wünschen zu. Somit können auch fehlerhafte, unvollständige und falsche Informationen wahrgenommen werden. Ein fataler Fehler der Wahrnehmung ist der „erste Eindruck“: durch Äußerlichkeiten werden Situationen falsch eingeschätzt. Auch der eigene Gemütszustand spielt beim Wahrnehmen eine große Rolle: Halluzinationen, Projektionen, optische Täuschungen sind nur eine Auswahl.1
Das Gedächtnis
Der erste Eindruck ist trügerisch. Das lässt Platz für Manipulation. Diesen Fakt möchte ich mir in meiner Arbeit „Der Himmel platzt weg“ zu nutze machen. Wenn wir von Bildern sprechen wird meist der visuelle Aspekt betrachtet - das Sehen. Der Wahrnehmungsprozess beginnt mit dem Selektieren. Der Betrachter nimmt bewusst und unterbewusst nur einen Bruchteil des Gesehenen auf, abhängig von Interesse und Erfahrung. Der zweite Schritt ist das Ergänzen. Der Beobachter fügt den gewonnenen Informationen welche hinzu, die er aus seinem Gedächtnis und Erfahrungsschatz zuordnen zu können glaubt;
Erfahrungen, Erwartungen, Wissen über scheinbar vorhandene Informationen, welche wir aus unserem Gedächtnis oder aus dem unterbewussten Gedächtnis der Gesellschaft nehmen.2
Der Betrachtende erwartet etwas wieder zuerkennen, eine Art Vorwissen zu haben und doch ist es einen zweiten Blick wert.
Das Licht
Wo Licht ist, muss Schatten weichen. Das Licht ermöglicht dem menschlichen Auge Informationen wahrzunehmen und zu verarbeiten. Ob in dunklen Räumen oder an sonnenhellen Tagen, die Sehkraft passt sich nach einiger Zeit den Verhältnissen an. Ähnlich funktioniert auch eine Kamera. Mit Blenden und der Belichtungszeit kann man das zu belichtende Material den Lichtverhältnissen anpassen und ein gutes Ergebnis erzielen. Bei Extremsituationen wie Unter- und Überbelichtung unterscheidet sich allerdings die analoge Kamera von der digitalen. Die analoge Kamera wird trotz extremer Überbelichtung Informationen, also Farbpigemente auf dem Film nachweisen können. Bei einer digitalen Kamera hingegen werden schlichtweg keine Informationen auf dem Chip gespeichert.
An diesem Punkt setzen die Bilder ein, welche zu Anfang gesehen wurden. Es handelt sich um drei Bildreihen mit je drei Bildern. Ich habe mit einer digitalen Kamera gearbeitet, um den Effekt der völligen Informationslosigkeit im Bild zu haben.
White Out - so heißt ein meterologischer Effekt, der im Hochgebirge und in Polargebieten auftritt und für eine extreme Hellgkeit durch Schnee und Eis auf dem Boden und Schnee oder Nebel in der Luft sorgt, was bishin zur Orientierungslosigkeit führen kann.
Die Auflösung
Nach dem ich in den vorangegangenen Kapiteln erklärt habe, wie und was den Betrachter eines Bildes beeinflussen kann, möchte ich jetzt schildern, wie die Bilder entstanden sind.
Die Bilder sind alle mit einer digitalen Spiegelreflexkamera antstanden. Jede Bildreihe enthält drei Bilder, die scheinbar eine Reihenfolge ergibt. Doch die Reihe Boot ist eigentlich nur per Zufall entstanden. Beim Präsentieren einer Auswahl an Bildern im Seminar, hielt eine Kommilitonin sie für eine zusammenhängende Arbeit, weil das letzte Bild eben die gleichen Elemente aufgreift, die Farbe Rot, einen Horizont umgeben von weiß.
Die Idee war gut. Also habe ich versucht mit weiteren Fotografien eben so einen Effekt zu erzielen. Ohne Erfolg. Bis mich jemand auf die Idee brachte das dritte Bild als Pointe fest zu haben und die anderen Bilder dahin hinführend zu erarbeiten.
Leider gelang mir es nicht mit der blosen Fotografie. Ich musste Das Bild im Nachhinein noch bearbeiten.
Auch weiterhin werde ich in meinen Arbeiten versuchen, die Menschen mit Hilfe von Bildern zu beeinflussen. Denn was ist manipulativer als Werbung.