MODEN:Repeat 2010-2011/Literatur

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Literatur Bibliography

  • Lepp, Nicola: Übungs-Raum. Arbeit in Bildung. In: Tyradellis, Daniel & Lepp; Nicola (Hrsg.): Arbeit. Sinn und Sorge [Begleitbuch zur Ausstellung "Arbeit. Sinn und Sorge" des Deutschen Hygiene-Museums im Programm "Arbeit in Zukunft" der Kulturstiftung des Bundes], Diaphanes, Zürich, 2009, ISBN 978-3-03-734083-7
  • Kawara, On / Weidemann, Henning: June 9, 1991, aus der "Today"-series (1966...); Hatje Cantz, Ostfildern, 1994; ISBN 3-89322-267-7
  • Schampers, Karel: Eine mentale Reise durch die Zeit. in: Schampers, Karel / Kawara, On: On Kawara - date paintings in 89 cities; Museum Boymans-van Beuningen, Rotterdam, ca. 1992; ISBN 90-6918-083-9
  • Schmid, Wilhelm: Mit sich befreundet sein. Von der Lebenskunst im Umgang mit sich selbst. Suhrkamp, Frankfurt a.M.,2007. S.104-105:

"Auf der Ebene der Möglichkeit geht es darum, ein Potenzial, eine Kompetenz etwa in Form von Wissen und Kenntnis, ein virtuelles Können in diesem Sinne zu erschließen. Auf der zweiten Ebene wird die Potenz zum Akt und führt zur Realisierung des Potenzials, um den schwierigen Übergang von der Möglichkeit zur Wirklichkeit oder vom Wissen zum Handeln zu bewerkstelligen, ein reales Können in diesem engeren Sinne. Auf der dritten Ebene [...] der Macht kommt es darauf an, die Wirklichkeit gekonnt zu realisieren, sie mit viel Übung, feingefühl und genauer Kenntnis der Einzelheiten kunstvoll ins Werk zu setzen, ein exzellentes Können im eigentlichen Sinne. Empfindet das Selbst Ohnmacht in Bezug auf sich selbst, so wäre zu fragen, auf welcher der drei Ebenen sie angesiedelt ist, um sich um das entsprechende Können zu bemühen.

Alle drei Ebenen des Könnens und somit der Macht sind mithilfe der Asketik zu realisieren, mit Einübung und Gewöhnung, griechisch áskesis, womit ein umfrangreiches Feld mehr oder weniger detaillierter Übungen und ausdifferenzierter Einzelkünste gemeint ist. Alle Übung ist ein Prozess des Lernens, beginnend mit einem vorsätzlichen, ausdrücklichen Lernen, übergehend zu einem selbstverständlichen Lernen, das durch immergleiche Wiederholung geschieht, beispielsweise beim Schreibenlernen: Ein virtuelles Können ist durch die Einübung der Buchstaben zu gewinnen, ein reales Können entsteht mit der Übung beim Schreiben ganzer Texte, das exzellente Können ist abhängig von sehr viel Übung beim eigenständigen Verfassen von Textes. Alles lässt sich üben, an alles kann ein Selbst sich gewöhnen, wenn auch mit einer kaum zu bemerkenden Winzigkeit Tag für Tag, die Wirkung erst im Laufe der Zeit entfaltet. Asketik teilt den Weg zu einem Ziel in überschaubare Proportionen und Etappen ein, lässt mit zahllosen Einzelschritten eine Strecke gehen, baut eine Treppe mit der erforderlichen Anzahl von Stufen. Ein Kyniker wie Diogenes gewöhnte sich durch die Übung vor einer Steinstatue, die er um Almosen bat, daran, abgewiesen zu werden. Astronauten, Kosmonauten, Taikonauten gewöhnen sich lange vor ihrem Flug an das Leben in einer extrem fremdartigen Umgebung und werden vertraut mit ihr: Übung schafft Gewöhnung, diese wiederum Vertrautheit.

[...] Die Übung kann mühsam sein bis zur Entsetzlichkeit, aber es lockt ein enormer Gewinn: ein Können."