Deutsches Bienenmuseum Weimar
Bedeutende thüringer Imker
August Freiherr v. Berlepsch (1815 - 1877)
Eine der großen Imkerpersönlichkeiten des vorigen Jahrhunderts war Freiherr von Berlepsch aus Seebach bei Langensalza. Mit den großen Obstplantagen seines Bruders hatte er gute Voraussetzungen für die Zucht von Bienen. Als Erfinder des Wabenrähmchens, Mitarbeiter der "Nördlinger Bienenzeitung" und Freund vieler namenhafter Imker unseres Kontinents gehörte er zu den markantesten Imkern der Welt. Karl Koch Lankwitz faßte die Bedeutung von Berlepsch in treffende Worte: "Dr. Dzierzon ist der Urheber, Berlepsch der praktische Gestalter unserer modernen Bienenzucht!" Denn der schlesische Dr. Dzierzon hat es in erster Linie von Berlepsch zu verdanken, daß seine neue Lehre von der Mobilimkerei in die Imkerwelt des In- und Auslandes voll anerkannt wurde. Der davon restlos überzeugte Berlepsch wies die Imker mit seiner 1852 veröffentlichten Beschreibung der Betriebsweise mit beweglichen Waben in eine imkerliche Neuzeit.
Gustav Dathe (1813 - 1880)
Gustav Dathe, einer der bekanntesten Pioniere der Deutschen Imker, wurde 1813 in Königshofen bei Eisenach geboren. Als er wegen eines Halsleidens nicht mehr als Lehrer tätig sein konnte, wandte er sich der Imkerei zu. Er entwickelte den Berlepsch-Ständer weiter zum Dathe-Stock, der zusammen mit dem Dathe-Rähmchen bald große Beachtung fand. 1880 wurde das Dathe-Rähmchen mit den Maßen 36 Zentimeter hoch und 22,2 Zentimeter breit als Normalmaß angenommen. Weitere Erfindungen von Dathe sind seine Schneideform, die Wabenzange, die Dathepfeife und zahlreiche andere Dinge. Als Schriftstück Dathes wären seine "Anleitung zum Italisieren" und das "Lehrbuch der Bienenzucht" zu nennen.
Pfarrer Dr. phil. h. c. Ferdinand Gerstung (1860 - 1925)
Ferdinand Gerstung wurde am 6. März 1860 in Vacha an der Werra geboren. Ab 1883 wurde er für zwei Jahre als junger Pfarrvikar in Ifta bei Eisenach angestellt. Dort betrieb er zwei Jahre lang erfolgreich Bienenzucht. Die Trachtverhältnisse waren damals günstig, es wurde Dreiviertelwirtschaft betrieben und Esparsette angebaut.
Im Jahre 1886 siedelte Gerstung nach Oßmannstedt bei Weimar über, wo er sich von W. Günther in Gispersleben einen 32fächrigen Berlepsch-Stapel bauen ließ. Diesen stattete er zur Verwunderung von Günther, der für Halbrähmchen schwärmte, mit Ganzrähmchen aus. Günthers Sohn hatte einen größeren Stand, doch im Vergleich zeigte sich, daß die Völker Gerstungs stets in der Entwicklung voraus waren. Nach 1945 wurde das verkürzte Gerstungmaß eingeführt. An einem Wespennest entdeckte Gerstung das Grundgesetz der Brut- und Volksentwicklung des Biens, so nannte Gerstung die Gemeinschaft des Bienenvolkes. Er interessierte sich für die strenge Arbeitsteilung, für die Flexibilität des zusammenlebenden Organismus. Er erkannte, daß diese Organisationsform durch die Informationsarten wie die Tanz-Sprache oder die Duft-Sprache möglich wird. Er entdeckte die Futtersaftdrüsen, deren Fluß das Befinden der Biene beschreibt. Außerdem entwickelte er seine Gerstung-Beute, die größer war als alle anderen Beuten. Als Gerstung sein Wissen veröffentlichte, traten alle Imker der alten Schule gegen ihn. Als er am 5. März 1925 starb, war seine Anhängerschaft groß und reichte weit über Thüringens Grenzen hinaus. Gerstung war ein wichtiger Mann in der Geschichte der Imkerei. Er hat Bücher geschrieben, Zeitungen herausgegeben, Imkereigerät entwickelt und das Wissen über den Bien stark verbessert.
Prof. August Ludwig (1867 - 1951)
Prof. Ludwig war ein Amtsbruder, Freund und Schüler Gerstungs und als "Thüringens Bienenprofessor" in ganz Deutschland bekannt. Er wurde am 9. Juli 1867 in Hochdorf bei Blankenhain geboren. Als junger Pfarrer bei Weimar begann er seine Tätigkeit. Mit der Erweiterung seines imkerlichen Schaffens ließ er sich vorzeitig pensionieren. 1916 durfte Ludwig im Grießbach'schen Garten in Jena einen Universitäts-Lehrbienenstand mit 40 bis 50 Völkern einrichten. Dort erhielt er 30 Jahre lang, also 60 Semester, für Studierende Vorlesungen über Bienenkunde. Hinzu kamen seine alljährlichen Pfingst- und Sommerlehrgänge, in denen er oft bis zu 300 Imker als allen Teilen Deutschlands unterrichtete. Die Imker wurden in Theorie und Praxis an dem Lehrbienenstand ausgebildet. 1925 übernahm er, nach Gerstungs Tod, die Schriftleitung der "Deutschen Bienenzucht in Theorie und Praxis". Ludwig starb im Alter von 84 Jahren am 5. Juli 1951 in Jena.