Deutsches Bienenmuseum Weimar
So wurden fünf bis sieben Wachshammerwerke über drei Jahrhunderte für die Stadt Siebenlehn zu einem Wirtschaftsfaktor.
Die Entwicklung der chemischen Industrie verdrängte zunehmend den Grundstoff Bienenwachs; die Wachsschlägerei als mittelalterliches Handwerk hatte ausgedient.
Die vorletzte Presse wurde ein Opfer des Kohlenmangels im ersten Weltkrieg. Den letzten, um 1637 erbauten Wachshammer schlug der Schuhmacher Otto Hammelmüller bis 1912 regelmäßig und bis 1936 nur noch gelegentlich. 1963 kam er in das 1907 gegründete Deutsche Bienenmuseum.
Das bei der Honigernte anfallende Wachs samt Wabenresten war durch starke Verunreinigungen und unterschiedliche Einfärbung für eine direkte Weiterverarbeitung nicht geeignet.
Der Zweck des Wachsschlagens bestand einzig und allein darin, diese Verunreinigungen aus dem Grundmaterial herauszubekommen und eine goldgelbe Färbung des Bienenwachses zu erreichen.
Zuerst wurden die Wachsreste mit doppelt so viel Wasser in einem Kessel aufgekocht; sodann die Wachsbrühe in die Lade" - den Hohlraum der Presse - geschüttet, der mit Sackleinen ausgeschlagen war. Während das Dünne gleich durchlief, blieb das Dicke (etwa 20%) in den Tüchern hängen, die man nun zusammenlegte, mit Filzstücken - dem Aufsetzer" - abdeckte und einen Holzstempel - den Boxer" - daraufsetzte.
Jetzt begann das eigentliche Schlagen. Zwei schwere Hämmer drückten über Holzkeile den Boxer in die Lade. Der schwabbelige Brei vertrug anfangs nur geringen Druck über den kleinen Hammer; danach gab der große Hammer den Hauptdruck. Das Wachs mußte in kurzer Zeit ausgepresst werden, damit es durch Abkühlung im Leinensack nicht erstarrte. Eine Bodenwanne fing das flüssige Wachs-Wasser-Gemisch auf, während alle Verunreinigungen vollkommen trocken in den Sacktüchern hängen blieben und gleich wieder als Brennmaterial für den nächsten Kessel dienten. Das leichtere Wachs setzte sich nach einiger Zeit auf der Wasseroberfläche ab, wurde abgeschöpft, in Barren gegossen - sogenannte Wachskuchen" oder Wachssteine" - und als reines Bienenwachs vielseitig weiterverwendet. In 14 Stunden erhielt man 85 kg reines Wachs.
Historische Wachspressen haben sich in vielerlei Formen erhalten, aber ein so gestalteter Wachshammer dürfte wohl einzigartig sein. Altes Handwerk erinnert uns daran, daß ein Werk unter den eigenen Händen als Ganzes entsteht. Es setzt Konzentration, Durchhaltewillen, Genauigkeit und Umgang mit der Zeit voraus. Witz gehörte aber auch dazu:
Ließ sich ein Fremder von den wohlklingenden Schlägen anlocken, wurde er derb doch nicht unfreundlich aufgefordert, schnell die Tür wieder zu schließen, damit besonders an kühlen Tagen die kostbare Wärme nicht verloren ging. Lösen", also weggehen durfte er jedoch nur, nachdem er für den Trunk spendiert hatte! Zuschauende Kinder durften zuweilen ein Wachshändchen" ziehen. Dazu wurde die Hand gut mit Seife eingeschmiert, in das noch warme Wachs getaucht und als getreuer Abguß wie ein Handschuh abgestreift. Oft goß man zu Schauzwecken auch Wachshühnchen" oder andere Figuren in kleinen Formen.
Der Wachshammer
Die Geschichte
Die große Presse zur Wachsgewinnung stammt aus dem Berg- und Schuhmacherstädtchen Siebenlehn, das einst im Mittelpunkt des Wachshandels in Sachsen war. Wraas" - Wachsreste und alte Waben - wurden damit zu goldgelbem Wachs verarbeitet.
Um 1600, als Bienenwachs sogar als Zahlungsmittel galt, entwickelte sich in Siebenlehn die besondere Technik der Wachsschlägerei; interessanterweise als Nebengewerbe für die Schuhmacher (133 Meister zählte man in den kleinen Städtchen, dazu Lehrlinge und Gehilfen).
Beide Handwerke vertrugen sich recht gut miteinander:
Die lange Schließungszeit des Museums (1973 bis 1994) mit den zwei großen Hochwassern (1981 und 1994) haben dem Objekt aus Eichenholz massiv geschadet. Mit finanzieller Unterstützung der Denkmalpflege, der Stadt Weimar, des Landesverbandes Thüringer Imker und des Fördervereins DBM e.V. konnte der Wachshammer 1996 restauriert und in einem dem ursprünglichen Gebäude angepaßtem Bauwerk aufgestellt werden.
Die Technik des Wachsschlagens
Der Pressvorgang: