Projektlehre
seit 1993
WS 93/94
Weimarer Erkundungen
Weimarer Erkundungen
mit Prof. Norbert Hinterberger (Freie Kunst), Prof. Kuno Prey (Produktdesign), Prof. Dr. Olaf Weber (Ästhetik), Prof. Hermann Stamm (Visuelle Kommunikation)
Die Stadt Weimar als Ausgangspunkt wissenschaftlicher und gestalterischer Aufgabenstellungen; Ortsbegehungen, Spurensuche, Wohnsituationen (Video), (foto-) grafische Dokumentationsweisen...
SS 94
Zeichen
Zeichen
mit Prof. Jay Rutherford (Typografie), Prof. Dr. Olaf Weber (Ästhetik), Prof. Siegfried Gronert (Theorie und Geschichte des Design), Dipl. Ing. Heinz Harwardt (Visuelle Kommunikation)
Zeichen bestimmen unseren Alltag; von der Heraldik bis zu den Icons. Es geht um Zeichen und Symbole der DDR, Körpersprache, Schriftentwicklung, Labyrinthe, Zeichen im Umraum, Verbotsschilder...
WS 94/95
Zeit-Maschine
Zeit-Maschine
Das Bild der Zeit bewegt sich. Zwischen »Echtzeit« und und konstruierter Zeit manifestiert sich die Zeit des bewegten Bildes und das Bild der Zeit. Untersuchung von Maschinen-Zeit und bewegten Bildern als Zeit-Maschine, im Dialog mit den anderen Beteiligten des Projekts Zeit, Prof. Hermann Stamm (Fotografie), Prof. Jay Rutherford (Typografie), Prof. Heiko Bartels (Produktgestaltung), Prof. Dr. Lorenz Engell (Medientheorie/Wahrnehmungslehre).
Exkursion nach Paris.
SS 95
Schlossgeist
Schlossgeist
mit Dipl. Des. Gabriele Korrek (Produktgestaltung)
Ein Projekt im Schloß Kromsdorf bei Weimar. Der konkrete Ort und seine Geschichte seit dem Ende des 16.Jhds., die alten und neuen Nutzungen, sowie der zu vielfältigen Interpretationen Anlass gebende Themenbereich Schloss ist exemplarischer Ausgangspunkt, um Strategien der Annäherung zu entwickeln. Musikalische, filmische oder literarische Ansätze können sich überschneiden mit bildnerischen, anwendungsbezogenen oder formgestalterischen Aspekten. Beiträge aus den wissenschaftlichen Gebieten Architekturgeschichte, Kunstgeschichte, Designgeschichte, Filmgeschichte, Landschaftsarchitektur vertiefen den interdisziplinären Untersuchungsansatz.
WS 95/96
Das blaue Videowunder
Das blaue Videowunder
mit Oliver Fahle M.A. (Theorie und Geschichte der Medien und der Kommunikation/Wahrnehmungslehre)
Wie funktioniert die Bildsprache, die mit der Kombination und Manipulation elektronischer Bilder arbeitet? Wann macht ein Effekt Sinn, wann ist er blabla? Bilderlust und Bilderfrust liegen eng beieinander im blauen Videowunderland. An spezifischen Themenstellungen wird das technologische Gestaltungspotential experimentell erprobt.
SS 96
Kunsthonig
Kunsthonig
mit Prof. Dr. Karl Schawelka (Theorie und Geschichte der Kunst)
Killerbiene - Kuscheltier - Blütensex - Law und Order - süße Sinnlichkeit...
An einem exemplarischen Thema zu Biene, Honig, Wachs, Waben werden experimentelle Formen gestalterischen und künstlerischen Handelns entwickelt, die über Mediengrenzen hinausgehen. Wie gehe ich an ein Thema heran, wie sammle ich Ideen, wie realisiere ich sie? Beiträge aus der Kunstgeschichte, Designtheorie, Imkerei reflektieren die Arbeit zwischen Natur und Kultur. Ziel des Projekts ist eine Ausstellung im Deutschen Bienenmuseum Oberweimar im April 1997. Die Dokumentation in Form eines Katalogs wird im Projekt gestaltet.
Kurz & Gut: Animate! Express! Control!
Kurz & Gut: Animate! Express! Control!
mit Prof. Dr. Charles Wüthrich und Dr.-Ing. Kaiser (Informatik)
Ein Vorspann, eine Programmkennung, ein Trenner als experimentelle dreidimensionale Computeranimation.
SS 97
Die Clip-Schule
Die Clip-Schule
mit Oliver Fahle M.A. (Theorie und Geschichte der Medien und der Kommunikation/Wahrnehmungslehre)
Videoclips sind seit Anfang der Achtzigerjahre als industriell produzierten Musik-Clips ins öffentliche Bewußtsein gedrungen. Sie haben gezeigt, wie man mit aufwendigen, aber auch mit einfachen Mitteln Stimmung erzeugt und Produkte verkauft. In den besseren Beispielen steht der Videoclip, dessen Vorläufer in die ersten Jahrzehnte dieses Jahrhunderts zurückverfolgt werden können, für innovative Inszenierungen, deren Konzeption und formale Erscheinung in der gebotenen Kürze so optimal zusammenspielen, daß eine neue Kunstform entsteht. Aber nicht nur Musikstücke, auch literarische und philosophische Vorgaben oder dokumentarische und werbliche Präsentationen können gerade in prägnanter Kürze kraftvolle Aussagen machen. Fließend sind die Übergänge zwischen Botschaften, die zweckvoll vermittelt werden und zunächst zweckfrei erscheinenden Setzungen von bildnerischer Eigenständigkeit, zwischen narrativen und ungegenständlichen Formen. Der experimentelle Einsatz verschiedener Medien und Ausdrucksformen soll in diesem Projekt im Mittelpunkt stehen.
Kinderkanal
Kinderkanal
mit Prof. Dr. Walter Bauer-Wabnegg und Dipl. Des. Wolfgang Kissel
Entwicklung von Konzepten und Beiträgen für ein Kinderfernsehprogramm (Moderationen, Trailer, Kinder- und Trickfilme).
WS 97/98
Liebe geht durch die Kamera
Liebe geht durch die Kamera
mit Dipl. Des. Ulla Marquardt
In Anspielung auf den bekannten Spruch, nach dem die Liebe durch den Magen geht, befaßt sich dieses Projekt mit der Liebe und ihrer audiovisuellen Repräsentation. Von der Nächstenliebe bis zur erotischen Lust reicht die Palette der Erscheinungsformen dieser menschlichen Grunderfahrung. Warum ist gerade das bewegte Bild ein solch machtvoller Verbündeter der damit einhergehenden Gefühle? Ideenfindung und Umsetzung eigener Vorhaben erhalten in diesem Projekt zusätzliche Impulse durch Gäste, die ihre exemplarischen Ansätze referieren.
SS 98
Container
Container
mit Dipl. Des. Ulla Marquardt
Im Container ist Platz für verschiedene Pläne und Aufträge, die wir uns selber stellen und die an uns herangetragen werden. Es geht um die (Selbst-)Darstellung – nicht nur im Hinblick auf das Kulturstadtjahr 1999. Selbstschau, Außendarstellung, Profil und Promotion: Ich, Fakultät, Hochschule, Stadt... Ausdruck einer Identität zwischen Dokumentation, Narration und Experiment; in Stimmungen und Gefühlen, in Fakten und Fiktion. In die Projektarbeit integriert findet ein Video-Workshop statt (Konzeption, Regie, Schnitt), ferner ein Gastvortrag zur On-Air-Promotion sowie eine Exkursion zum ZKM in Karlsruhe.
WS 98/99
Video? Klasse!
Video? Klasse!
mit Dipl. Des. Ulla Marquardt
Um in der Videoarbeit zu überzeugenden Ergebnissen zu gelangen, ist die gleichwertige Beachtung verschiedener Faktoren erforderlich. Dazu gehört die Entwicklung tragfähiger Konzepte und deren mediengerechte Umsetzung, die ihrerseits auf dem richtigen Einsatz der Aufnahme- und Nachbearbeitungstechnik basiert. Das komplexe Zusammenspiel konzeptioneller, gestalterischer und technischer Aspekte soll im Projekt als integraler Prozeß verstanden werden und sich in der praktischen Videoarbeit der TeilnehmerInnen produktiv niederschlagen. Wie bringe ich meine Intention herüber? Für welchen Kontext produziere ich? Welche spezifischen Gesichtspunkte spielen bei der Planung und der Realisation eine Rolle? Gibt es eine »elektronische« Bildsprache? Das sind einige der Fragen, die den kritischen Blick auf das eigene Tun und das der anderen schärfen. Die gezielte Förderung der individuellen studentischen Arbeitsansätze findet im regelmäßigen Wechsel von Plenum und Einzelgespräch statt; sie beinhaltet die Analyse ausgewählter künstlerischer und anwendungsbezogener Videobeispiele und wird durch Gastvorträge vertieft.
WS 99/00
Glück/im Unglück
Glück/im Unglück
mit Dr. Gerd Schweppenhäuser (Ästhetik)
Das menschliche Streben nach Glück und der Versuch, es dauerhaft zu machen, ist Motor der Kulturentwicklung. In einer zunehmend bedrohten, von sozialen, ökologischen und ökonomischen Krisen geprägten Umwelt scheint die Suche nach dem persönlichen Glück vorrangig, während Utopien kollektiven Glücks nach den negativen Erfahrungen dieses Jahrhunderts an Attraktivität verloren haben. Das flüchtige Glück, insbesondere in seiner ständigen Bedrohung durch das Unglück setzt Emotionen frei und liefert seit jeher Stoff für die Künste und für die Illusionsindustrie. Katastrophenfilme, aber auch differenziertere Filme wie »Das Leben ist schön«, »Lola rennt« oder »Aimée und Jaguar« verdeutlichen dies. Auch die Botschaften der Werbung versuchen, mit Glücksversprechen diese menschliche Sehnsucht kommerziell zu nutzen. Ziel des Projekts ist es, über Beobachtung und Analyse zu eigenen Interpretationen zu gelangen und diese audiovisuell umzusetzen. In das Projekt integriert sind ein Sound-Workshop zur Filmvertonung und ein Drehbuch-Workshop. Parallel zum Projekt findet das Seminar »Happiness is a warm gun« – das Glück in der Philosophie (Dr. Gerd Schweppenhäuser) statt, dessen Besuch empfohlen wird.
SS 00
Video > Ich sehe
Video > Ich sehe
mit Dipl. Des. Frank Westermeyer
Ich sehe was, was du nicht siehst... sehen und gesehen werden... Ansichtssache? Die künstlerisch-gestalterische Arbeit mit der Seh-Maschine, die man »Video« nennt, führt unvermeidlich zu grundlegenden Fragen der Wahrnehmung, deren Konsequenzen in alle Genres audiovisueller Produktion hineinwirken. Die praktische Arbeit mit narrativen, dokumentarischen und experimentellen Zielsetzungen steht im Mittelpunkt des Projekts und wird mit Gästen aus Theorie und Praxis reflektiert. Was sehe ich also mit Video, das ich ohne Video nicht sehe?
WS 00/01
Hotel
Hotel
mit Dipl. Des. Frank Westermeyer
Das Hotel ist ein Zuhause auf Zeit. Als Ort und als Motiv hat es Eingang gefunden in die Bildende Kunst, die Literatur, das Kino und das Fernsehen. Gezielt oder zufällig begegnen sich die Menschen im Hotel; die Gründe für ihren Aufenthalt sind so unterschiedlich wie ihre Herkunft. Private und öffentliche Sphäre treffen aufeinander und tragen zum Reiz des Lebens im Hotel bei. Das Thema eignet sich ebenso für ein Promotion-Video wie für experimentelle erzählerische, dokumentarische und freie Formen der audiovisuellen, multimedialen Gestaltung. Das Projekt findet statt in Zusammenarbeit mit dem Dorint-Hotel Weimar.
SS 01
Jugendfrei
Jugendfrei
mit Dipl. Des. Frank Westermeyer
Bewegte Bilder üben gerade auf Kinder eine große Wirkung aus. Märchenhafte und überwirkliche Szenarien faszinieren sie ebenso wie die Auseinandersetzung mit der Realität, die sie begreifen wollen. Ziel des Projekts ist die Entwicklung und Realisation experimenteller Konzepte mit bewegten elektronischen für Kinder. Die Projektarbeit findet in Zusammenarbeit mit der Kinderfilm GmbH Erfurt statt. Die Studierenden sind insbesondere eingeladen, sich von der Ideenfindung bis zum Endprodukt an einem Vorhaben der Kinderfilm GmbH zur Entwicklung neuer fiktionaler Formate im Internet (in der Form von Docu Soap, Daily Soap und Animated Characters) zu beteiligen. Weiterer Projektgast ist Toni Loeser, Fa. Motionworks (Halle, Erfurt, Leipzig; Trickfilmproduktion und Fernseh-Design).
WS 01/02
Gemeinsamer Nenner
Gemeinsamer Nenner
mit Gästen: Jean-François Guiton, Rotraut Pape
Das Projekt bietet Raum für alle, die sich nach ersten Videoerfahrungen intensiv mit einer selbstgewählten Aufgabenstellung auseinandersetzen und weitere Erfahrungen bei der Realisierung und Präsentation ihrer Arbeit sammeln wollen. Der Schwerpunkt liegt auf experimentellen Formen und Inhalten bewegter Bilder. Konzept, Handwerk, Technik und Methode werden auf ihr Innovationspotenzial überprüft. Wir erforschen unterschiedliche Positionen künstlerischer und gestalterischer Audiovision, z.B. erzählerische und nicht-erzählerische Formen mit dem Ziel, eigene Positionen in einem selbstdefinierten Kontext zu entwickeln. Das Projekt findet im Zusammenhang mit dem Seminar »Video: Inhalt, Form und Medium« (Wentscher) statt.
SS 02
Elementar
Elementar
Der Blick auf Elemente und Elementares bestimmt die Arbeit in diesem Projekt. Wir kennen Elemente als Teil eines Größeren, Ganzen und Elemente als Naturgewalten. Mit den Erklärungsmodellen der Wissenschaft und des Volksglaubens versucht der Mensch ihrem Wesen beizukommen. Je nachdem bezeichnet der Begriff den Ausgangspunkt zur Bildung komplexerer Strukturen oder den Endpunkt einer analytischen Reduktion. Start und Ziel, Einheit und Vielheit fallen zusammen in einem elementaren Loop. Das Existenzielle und Grundsätzliche, das der Begriff anspricht, fordert den Gestaltungswillen heraus. Hier können, müssen Sie in Ihrem Element sein! Der Besuch des Seminars von Dr. Thomas Fuchs wird empfohlen: »Feuer, Wasser, Erde, Luft – Die Darstellung und die Verwendung der Elemente in der Kunst.«
Das Projekt ist verbunden mit einer Exkursion auf die Insel Rømø in der dänischen Nordsee.
WS 02/03
Ebene Zwei/feiern! Ebene Zwei/feiern!
Die Thematik dieses Projekts speist sich aus mindestens zwei Quellen:
- Das im SS 03 ins Haus stehende zehnjährige Jubiläum der Fakultät Gestaltung. Bereits im Wintersemester soll ein audiovisueller Beitrag dazu z.B. unter Einbeziehung des Videostudios in Angriff genommen werden.
- Mit dem neu eingerichteten Digitalen Video-Atelier steht für die Herstellung und Verknüpfung unterschiedlicher realer und im Rechner gebauter Bildquellen in mehreren Ebenen (Bluebox, Multi Layering, Compositing) ein Werkzeug zur Verfügung, dessen Möglichkeiten zur Konstruktion virtueller und surrealer Räume in diesem Projekt ausgelotet werden.
Die Gestaltung von Festen und Festdekorationen war eine wichtige Aufgabe für barocke Künstler, die mit verschiedenen Realitätsebenen, Simulation und Virtualität ein verwirrendes Spiel getrieben haben. In dieser Hinsicht haben die Praktiker der neuen Medien, hat die Videoinstallation ihre Nachfolge angetreten. Sie vereinen nicht nur mit den Mitteln der Montage verschiedene Gattungen wie Bild und Text, Drama und Musik, Realität und Illusion. Viele Medientheoretiker halten deshalb den Film für ein essentiell barockes Medium. Während der Einsatz von Tricks und Effekten in den AV-Medien das Potenzial pointierter, überraschender und kraftvoller Bildaussagen hat, kennt jeder auch die Gefahr beliebiger Oberflächenreize. Die Kreation bildlicher Hybridwelten wirft Fragen auf nach Realität und Simulation und unserem Umgang damit in der Gestaltung. Die »aufrichtige Lüge« (Schawelka) ist dabei eine mögliche künstlerisch-gestalterische Strategie, um der Ziellosigkeit des technisch Machbaren eine inhaltliche Ausrichtung zu geben. Beispielsweise durch den Mix verschiedener Genres, die Kombination von High-Tech und Low-Tech, die Nichterfüllung von Erwartungen. Überhaupt kann der Illusionscharakter der verwendeten bildmanipulativen Techniken mehr oder weniger subtil unterlaufen und konterkariert werden; die zunächst signalisierte Botschaft erhält auf einer zweiten Ebene eine neue Bedeutung.
SS 03
Ich-Sucher/Ich im Sucher
Ich-Sucher/Ich im Sucher
mit Dipl. Des. Frank Westermeyer
Sich selbst wahrzunehmen und zum Ausdruck zu bringen kennzeichnet das Individuum. In der Bildenden Kunst wurden die persönliche Positionsbestimmung und Selbstdefinition zu einer eigenen Gattung. Spätestens seit der Renaissance ist das Selbstbildnis ein »Dauerbrenner« künstlerischer Auseinandersetzung, ein Akt der Selbstvergewisserung, ein Erkenntnismittel. Es erfordert das Bewusstmachen und Artikulieren eigener Werte, Vorstellungen und Erfahrungen und eine adäquate ästhetische Umsetzung. Filmemacher und Videokünstler zieht es immer wieder vor die Kamera. Auffallend ist auch, dass gerade junge Künstler sich mit der Form der Selbstdarstellung bzw. Selbstinszenierung beschäftigen.
Bei der Selbstdarstellung produziert man ein »cliché« seiner selbst, um es betrachten, aber ebenso anderen kommunizieren zu können. Die These, dass das Subjekt sich nicht als solches wahrnehmen kann, sondern sich nur mittelbar in Form eines anderen/eines Objekts wahrnehmen kann, trifft auch auf die künstlerische Selbstdarstellung zu: Sie objektiviert das Ich, macht es zum Gegenstand. Der Mensch betrachtet sich so, als sei er ein anderer. Erst die Selbstdarstellung macht demnach die Selbstwahrnehmung möglich.
Gilt ferner die These »esse est percipi« (Sein heißt Wahrgenommenwerden), dann liegt in der medialen Darstellung seiner selbst die Chance, sich in immer anderen Formen wahrnehmbar zu machen. Dienen dabei Rollenspiel, Maske und Inszenierung der Verschleierung der Identität? Oder bringen Maske und Rollenspiel die Identität überhaupt erst zum Ausdruck? Hört auf mit der Suche nach Euch selbst – erfindet Euch!
Mit Medien feiern – 10 Jahre Fakultät
Mit Medien feiern – 10 Jahre Fakultät
mit Dipl. Des. Frank Westermeyer
Individuell und in Gruppen werden gestalterische Vorhaben mit bewegten Bildern erarbeitet, die im Zusammenhang mit dem zehnjährigen Fakultätsjubiläum während des Rundgangs ’03 realisiert werden. Denkbar sind studiobezogene Events und Inszenierungen, Medieninstallationen, Videoprogramme und magazinartige Formate, mediale Fest- und Partygestaltung (VeeJaying).
WS 03/04
WORD 2004 – poetry clips
WORD 2004 – poetry clips
mit Bas Böttcher, Wolfgang Hogekamp u.a.
Am Anfang war an diesem Ort
ja immer schon das Wort!
Wer dichtet am dichtesten
in der Stadt der Dichter und Undichten,
der traditionell lästig Textlastigen?
Es geht um Selbstverfasstes
Geliebtes und Gehasstes
Geklautes Geschautes
Improvisiertes Konstruiertes
kontrastreich Kopiertes
cool Konstatiertes
konsterniert Kommentiertes
unzensiert Rezitiertes
Wichtiges Nichtiges Richtiges
gigantisch romantisch
euphorisch rhetorisch
und drastisch fantastisch!
Deklamiere Papiere
gewitzt bekritzelt
und schildernd bebildert
im Dunkeln gemunkelt
oder trunken geschunkelt,
lüsternes Geflüster
geschrieben gesungen
freche Brecher der Zungen
gebrochen gesprochen...
Zeig’ Deine Regung
ganz offen, betroffen
in Text - Bild - Bewegung!
SS 04
Offener Kanal und innere Sicherheit
Offener Kanal und innere Sicherheit
Der offene Kanal ist Labor und Schaufenster für vielgestaltige Herangehensweisen und Themenfelder. Um die Vielfalt im digitalen Wunderland als Ausdrucksmittel zu nutzen und die Orientierung zu behalten, ist innere Sicherheit vonnöten. Sicherheitstraining hilft, den Kanal offen zu halten für Inspiration, Irritation, Innovation. Der Schwerpunkt dieses Projekts liegt auf experimentellen Formen und Inhalten bewegter Bilder. Konzept, Handwerk, Technik und Methode sind die Faktoren, die optimal zusammen spielen, wenn etwas Überzeugendes entsteht. Unterschiedliche Positionen künstlerischer und gestalterischer Audiovision, z.B. erzählerische, nicht-erzählerische bzw. installative Formen des Bewegtbildes sind Bezugspunkte für die Entwicklung eigener Positionen in einem selbstdefinierten Kontext.
Neben Gastvorträgen (Anna Anders/Köln, Reynold Reynolds/New York, Laurent Schmid/Genf) werden Software-Workshops angeboten.
SS 05
Bewegung!
Bewegung!
mit Christina Zimmermann, Dipl. in AV-Medien
Die Aneinanderreihung stehender Bilder bewirkt das kontinuierliche Seherlebnis, wie wir es von Film und Video kennen. Bewegung als Voraussetzung und zentrales Merkmal dieser Medien fordert zur Auseinandersetzung mit und zur Darstellung von Bewegung heraus, von den Bewegungsgewittern des Actionfilms bis zur Anti-Haltung der Bewegungsaskese (Andy Warhol »Sleep», »24 Stunden Empire State Building«). Nachdem in vorausgegangenen Projekten das Verhältnis von bewegten Bildern zur Musik, zu Poesie und Narration, ihre Fähigkeit, als Spiegel und Wahrnehmungsinstrument zu dienen im Vordergrund stand, soll nun die Bewegung im Bewegtbild untersucht werden – von Tanz- und performativen Videos bis zu Bewegungsmotiven in Spielfilm und Werbung. Dazu gehört auch die Konstruktion von Bewegung im Trickfilm und die Palette technischer Eingriffe und filmeigener Gestaltungsmittel bei der Aufnahme und Nachbearbeitung, wie: Bewegung im Bild, Bewegung der Kamera, Zeitlupe, Zeitraffer etc. Die Entwicklung und Inszenierung eigener praktischer Interpretationen des Bewegungsthemas ist zentrales Anliegen des Projekts.
WS 05/06
Eintracht/Zwietracht
Eintracht/Zwietracht
mit Christina Zimmermann, Dipl. in AV-Medien
Seit ihrer Vertreibung aus dem Paradies begleitet und bewegt die Menschen der Konflikt, ob auf globaler Ebene oder im überschaubaren Raum des Privaten. Die Sehnsucht nach Harmonie steht den meist widrigen Herausforderungen des Schicksals gegenüber, dessen Schmied wir sind. Innere wie äußere Zerwürfnisse und Versöhnungen oder die mögliche Unerreichbarkeit von Eintracht sollen in diesem Projekt in experimentellen bewegten Bildern kommuniziert werden. Das Entstehen solcher Meinungsunterschiede, Vertrauensbrüche, Interessenkonflikte und der Umgang damit ist erzählerisch höchst interessant und ergiebig. Ihre Darstellung hat in alle künstlerisch-gestalterischen Ausdrucksformen Eingang gefunden, gerade auch in den Film. Dort sind es zumeist Konflikte, die als treibende Kraft der erzählerischen Handlung wirken und uns dann z. B. ein Happy end oder eine Tragödie bescheren. Der Aufbau einer dramaturgischen Steigerung bis zu einem Höhepunkt bzw. einer Lösung wird in diesem Projekt ebenso untersucht und praktisch bearbeitet wie die Entwicklung und Umsetzung geeigneter Themen und Stoffe.
SS 06
ABC
ABC
mit Christina Zimmermann, Dipl. in AV-Medien
Schreiben ist eine der ältesten menschlichen Kulturleistungen. Einerseits birgt Schreiben die Möglichkeit, etwas festzuhalten und über die Zeit zu bewahren. Andererseits ist Schreiben eine kommunikative Handlung zwischen Autor und Leser, die zwar etwas Endgültigeres hat als das gesprochene Wort, oftmals aber der Auslegung bedarf. Schreiben ist ein persönlicher Ausdruck, der konventionelle Codes verwenden oder neue erfinden kann. Dabei entsteht Schrift als ein Bild, das die Graphologen deuten und die Typographen gestalten können. In diesem Projekt wird das Schreiben im Medium des flüchtigen elektronischen Bewegtbildes betrachtet und reflektiert. Dokumentarische und erzählerische Ansätze sind ebenso denkbar wie experimentelle, animatorische und werbliche Ansätze (im Sinne einer »Werbung« für das Schreiben, die Schrift, das Lesen). Exemplarische gestalterische und theoretische Aspekte werden im Projekt vorgestellt.
SS 07
So wichtig wie Geburt, Sex, Tod... So wichtig wie Geburt, Sex, Tod... ...ist die Spiritualität, behauptet der Videokünstler Bill Viola und sucht dies in seinen Arbeiten zu kommunizieren. Nicht nur Viola, sondern eine überraschende Zahl weiterer, jüngerer KünstlerInnen verleihen dem Bedürfnis nach Transzendenz in ihrer Arbeit Ausdruck. Der Wunsch zu glauben ist in einer materialistisch und wissenschaftlich ausgerichteten Welt nicht verschwunden. Im Gegenteil, politische, soziale und wirtschaftliche Probleme lassen das Hoffen auf ein Wunder notwendiger denn je erscheinen. Seit Nietzsche im 19. Jahrhundert den endgültigen Tod Gottes ausrief, geht die Suche nach dem Sinn des Lebens und einer irgendwie gearteten höheren Instanz unvermindert weiter, häufig jenseits der etablierten Formate in Religion und Wissenschaft. In Ermangelung des Wortes »Gott« (der ja tot ist) sucht man nach dem »Unfassbaren«, dem »Absoluten«, dem »Ewigen«, dem »Vollkommenen«... Wie bildet sich dieser Trend in der Arbeit der Kreativbranche, in Kunst und Gestaltung ab? Wie kommuniziert und gestaltet man Geistiges? Das Projekt untersucht die Schnittstellen von Kunst, Kommunikation und Spiritualität und damit verbundene Chancen und Risiken. (mit Gästen)
SS 08
Bauhaus
Bauhaus
mit Christina Zimmermann, Dipl. in AV-Medien, und Gästen
Das Bauhaus war eine der bedeutendsten Kunst- und Designschulen. Hier wurden wichtige Strömungen der Klassischen Moderne geprägt, die international aufgegriffen und weiter entwickelt wurden. Die Schule entstand 1919 in Weimar unter Leitung von Walter Gropius. Eine der zentralen Ideen der Gründer war die Hinwendung zum Handwerk, und zwar nicht zu traditionellen Fertigungsmethoden, sondern zur experimentellen und manuellen Entwicklung neuer Formensprachen in der Werkstattarbeit. Ein wichtiges Anliegen war zugleich eine grundlegende Persönlichkeitsbildung der Studierenden nach ganzheitlichen lebensreformerischen Ideen, wie sie vor allem im Vorkurs von Johannes Itten praktiziert wurde. Anläßlich des in 2009 bevorstehenden 90-jährigen Jubiläums des Bauhauses lassen wir uns von den Impulsen, die damals vom Bauhaus ausgegangen sind, inspirieren. Im Medium der bewegten Bilder werden wir erforschen, welche Ideen und Ansätze der Bauhäusler heute unser gestalterisches Schaffen prägen bzw. bereichern können. Experimentelle, dokumentarische und fiktive Herangehensweisen sind möglich und natürlich auch Grenzgänge dazwischen.
WS 08/09
Container
Container
mit Christina Zimmermann, Dipl. in AV-Medien
Im Container ist Platz für verschiedene Pläne und Aufträge, die wir uns selber stellen und die an uns herangetragen werden. Es kann um Selbstschau, Außendarstellung, Profil und Promotion gehen; es kann um das 90jährige Bauhaus-Jubiläum gehen, das im nächsten Jahr ansteht, oder um die 20jährige deutsche Wiedervereinigung. Audiovisueller Ausdruck zwischen Dokumentation, Narration und Experiment; in Stimmungen und Gefühlen, in Fakten und Fiktion. Das komplexe Zusammenspiel konzeptioneller, gestalterischer und technischer Aspekte soll im Projekt als integraler Prozeß verstanden werden und die TeilnehmerInnen dazu befähigen, individuelle Überlegungen anzustellen zu Fragen wie: Wie bringe ich meine Intention zum Ausdruck? Für welchen Kontext produziere ich? Welche Gesichtspunkte spielen bei der Planung und der Realisation eine Rolle? Gibt es eine »digitale« Bildsprache? Die gezielte Förderung der individuellen Arbeitsansätze findet im regelmäßigen Wechsel von Plenum und Einzelgespräch statt; sie beinhaltet die Analyse ausgewählter künstlerischer und anwendungsbezogener Filmbeispiele.
SS 09
Amnesia & Memoria – Video
Amnesia & Memoria – Video
mit Christina Zimmermann (Dipl. in AV), Constanze Fritzsch M.A.
Erinnern, Gedenken, aber auch Vergessen bzw. die Entscheidung darüber, was im Gedächtnis bleibt und was nicht, sind Teil eines ständigen Prozesses, der dem kulturellen und politischen Wandel unterliegt, bis hin zur Uminterpretation. An einem Ort wie Weimar drängt sich dieses Thema eher auf als anderswo: Goethe & Schiller, Buchenwald und Bauhaus sind herausragende Vorgaben, die eine Kultur des Gedenkens hervorgebracht haben. Häufig wird dem Erinnern mit künstlerisch-gestalterischen Mitteln eine sichtbare Form verliehen, um es etwa über Kunstwerke, Denkmäler, Medienevents, Ausstellungen und Jubiläumsveranstaltungen usw. öffentlich zu kommunizieren. Die theoretische und praktische Auseinandersetzung mit den komplexen Prozessen des Erinnerns, die zur Konstruktion unserer persönlichen und nationalen Identität beitragen, steht im Mittelpunkt dieses Projekts, das in Zusammenarbeit und im Austausch mit der Kunsthochschule und der Universität in Amiens/Frankreich stattfindet, einer Stadt, die zur Partnerregion Thüringens gehört und beispielsweise als ehemaliger Kriegsschauplatz oder Geburtsort Jules Vernes geeignet ist, den gedenkenden Blick in der Begegnung mit Menschen anderer Nationalität zu schärfen. Integriert sind Exkursionen, ebenso ein thematisches Symposium und Ausstellungen in Weimar und Amiens nebst einer Katalogpublikation, die das Projekt begleiten und dokumentieren.
SS 10
Big Bang
Big Bang
mit Dipl. Des. Ulrike Mothes
Der Teilchenbeschleuniger in Genf nimmt seine Arbeit auf. Von diesem bisher größten wissenschaftlichen Experiment erhofft man sich Aufschluss über Entstehung und Wesen des Universums. Hier soll der Urknall simuliert werden, um herauszufinden, »was die Welt im Innersten zusammenhält«. Mit der Mission, die Schöpfungsformel zu finden, beauftragte schon Goethe seinen Alchemisten Faust (der dabei nicht vor einem Pakt mit dem Teufel zurückschreckt). Nicht nur Wissenschaftler fasziniert auch heute die Frage, wie alles anfing. Besonders reizvoll ist die Vorstellung einer schlagartigen, ultimativen Transformation.
Als Ausgangspunkt für Überlegungen wissenschaftlicher, philosophischer, existenzieller und metaphysischer Art symbolisiert der Urknall einen »point of no return« bzw. »plot point« (Wendepunkt) in der Erdgeschichte. Das explosive Drama des Big Bang birgt dramaturgisches Potenzial, das die Nutzung für erzählerische, dokumentarische und künstlerische Zwecke nahelegt. Plötzlich ist die Welt eine andere – nach einem einschneidenden Erlebnis sieht man die Welt anders. Der status quo wird grundlegend erschüttert, so dass Protagonisten nicht mehr zurück können – sie sind gezwungen, sich irgendwie zu verhalten, sich oft ganz neu zu erfinden. Der Urknall als einschneidende Zäsur, als Auftakt der Schöpfung wird zu einer Metapher, die auch Künstler, Gestalter und Filmemacher anregt, über den erzwungenen (Neu-) Anfang nachzudenken und Formen seiner Inszenierung zu finden.
Integriert sind drei Workshops.
WS 10/11
Observatorium
Observatorium
mit Dipl. Des. Ulrike Mothes und Gästen
Zu jeder gestalterischen Arbeit gehört die Beobachtung. Die genaue Wahrnehmung und die Übersetzung des Beobachteten in bewegte Bilder ist zentral für die Tätigkeit des Aufzeichnens, wie sie etwa im dokumentarischen Film geschieht. In diesem Projekt geht es um das Dokumentarische mit einem Fokus, der sich von Vorgehensweisen der anthropologischen und ethnologischen Forschung inspirieren lässt.
Das Interesse des Menschen am Faktischen treibt ihn zur Beobachtung und Erklärung. Die Anthropologie versucht, Theorien über menschliches Handeln zu entwerfen. Das Projekt öffnet einen Raum zwischen anthropologischer Vorgehensweise, dem Dokumentieren hinsichtlich wissenschaftlicher Archivierung und Auswertung und einer in der Beobachtung basierten Erzähltradition, die z.B. Mythen und Historien in filmkünstlerischer Weise repräsentiert und reflektiert. In diesem Raum stellen sich Fragen nach dem Zweck und Kontext dokumentarischer Bilder und ihrem Wahrheits- bzw. Objektivitätsanspruch. Wie kann man mit Bildern die Wirklichkeit beschreiben? Inwieweit beinhaltet die Beschreibung bereits eine Interpretation? Welche Funktion haben dabei Bild und Ton und wie hängen sie zusammen? Wir setzen uns mit verschiedenen Methoden und Formen des dokumentarischen Bewegtbilds auseinander. Der forschende Blick fällt auf Unbekanntes ebenso wie auf Vertrautgeglaubtes: der Blick, mit dem ein Kind die Welt entdeckt und der Blick, mit dem ein Wissenschaftler es unternimmt, die Welt zu vermessen.
SS 11
Comic Relief – das rettende Lachen
Comic Relief – das rettende Lachen
mit Dipl. Des. Ulrike Mothes und Gästen
Humor schafft Erkenntnisgewinn und gilt als eine Kunst. Er ist als Gestaltungsmittel aus dem Film und allen anderen Formen des bewegten Bildes nicht wegzudenken. Häufig stellt Humor ein konstituierendes Element dar und prägt eigene Genres, etwa die Verwechslungskomödie.
In diesem Projekt wird in praktischen Experimenten die Bandbreite des Humors von unbeschwertem Frohsinn bis zu feinsinniger Ironie auf seine Funktion innerhalb ansonsten durchaus ernsthaft angelegter Konzepte untersucht. Besonderes Interesse gilt dem kontrastierenden Einsatz des Humors, der inmitten einer ernsten, vielleicht dramatischen Situation für ein erleichterndes Lachen oder Schmunzeln sorgt und dabei Räume erschließt, die etwa den Verlauf eines Films auf anregende und unterhaltsame Weise vielschichtiger machen oder auch Gegenläufigkeiten erzeugen.
Galgenhumor, das Lachen, das im Halse steckenbleibt und andere Formen der (unfreiwilligen, absurden oder situativen) Komik sollen als bewusst eingesetzte Mittel ihre »rettende« Funktion entfalten.
WS 11/12
Metamorphose
Metamorphose
mit Dipl. Des. Ulrike Mothes
Eine Metamorphose ist die vorübergehende oder dauerhafte Veränderung einer Form oder eines Zustands. Nicht nur in der Mythologie, wo Verwandlungen z.B. als Strafe oder zum Erreichen eines bestimmten Ziels stattfinden, sondern auch in der Wissenschaft ist die Metamorphose ein Begriff: In der Biologie ist er im Beispiel der Verwandlung von der Raupe zum Schmetterling veranschaulicht; über die evolutionsgeschichtliche Metamorphose der Pflanzen hat Goethe intensiv geforscht; in der Mineralogie benutzt man den Begriff, wenn unter Druck und durch Temperaturveränderung eine Neu- und Umbildung von Gesteinsstrukturen erfolgt.
Die »Metamorphosen« des römischen Dichters Ovid, die von zahlreichen Verwandlungen aus der Entstehungszeit der Welt und ihrer Geschichte erzählen, übten einen großen Einfluss auf die Literatur und die bildende Kunst vom Mittelalter bis zum Barock aus. In der Kunst des Surrealismus oder im »morphing« digitaler Bilderzeugung wirkt die Faszination der Metamorphose weiter.
Durch Mythen, Märchen und Träume, aber auch über die Naturwissenschaften ist uns grenzenlose Verwandlungsfähigkeit vertraut; sie ist Teil unserer Realität und rätselhaft zugleich. Viele Erzählungen und Bilder schöpfen auch heute eine poetische und dramatische Kraft aus dem Motiv der Verwandlung und der Darstellung ihrer Ursachen und Folgen. Im Kino sind Gestaltwandel, Geschlechterwandel oder die Mensch-Maschine-Verwandlung wiederkehrende Themen, wobei es um äußere wie innere Wandlungen gehen kann.
In diesem Projekt werden metamorphische Formen der Veränderung auf ihr konzeptionelles und gestalterisches Potenzial für bewegte Bilder untersucht und in experimentelle, erzählerische oder dokumentarische Filmvorhaben umgesetzt.
SS 12
Bilder vom Ich
Bilder vom Ich
mit Dipl. Des. Ulrike Mothes und Gästen
Die Auseinandersetzung mit der eigenen Person und ihrer Verortung in der Welt sind treibende Kräfte in der künstlerisch-gestalterischen Produktion. Seit jeher ist es dem Menschen ein Bedürfnis, ein Bild von sich selbst zu entwerfen und sich darin auszudrücken. Davon zeugt nicht nur die Existenz zahlloser Selbstporträts, sondern auch die sogenannte »persönliche Handschrift« des Autors/der Autorin, die einem Film oder Kunstwerk attestiert wird. Spätestens seit der Renaissance ist das Selbstbildnis ein »Dauerbrenner« künstlerischer Auseinandersetzung, ein Akt der Selbstvergewisserung, eine Suchmaschine, ein Erkenntnismittel. Gibt es so etwas wie einen authentischen Kern jenseits der verschiedenen Rollen, die man spielt? Die Ergründung und Behauptung persönlicher Identität konfrontiert mit Wünschen, Sehnsüchten, Glaubens- und Wertvorstellungen, mit Stärken, Schwächen und mit Widersprüchen.
In diesem Projekt sollen Konzepte und Bilder vom Ich erkundet und in der praktischen Arbeit mit bewegten Bildern umgesetzt werden. Aus der Dynamik von Gegensätzlichkeiten wie monologisch–dialogisch, intim–öffentlich, subjektiv–objektiv, Fakt–Fiktion, Schmerz–Lust entsteht ein Nachbild: Das Autoporträt. Im Mittelpunkt des Projekts steht die lustvolle Suche nach der Ich-Darstellung mit adäquaten audiovisuellen Mitteln, von dokumentarischen und erzählerischen Formaten bis hin zu künstlerischen Formen.
WS 12/13
ver-/ent-HÜLLEN
ver-/ent-HÜLLEN
mit Dipl. Des. Ulrike Mothes und Gästen
Hüllen schützen, lassen das Verhüllte reizvoll und unerreichbar erscheinen; sie verbergen, was nicht den Blicken, dem Zugriff oder der Witterung preisgegeben werden soll. Auch in übertragener Bedeutung sind die Antagonismen Verhüllung und Enthüllung alte, archetypische Motive unserer Kulturgeschichte, deren Aktualität sich in den neuen Medien zeigt.
Die Bibel präsentiert die apokalyptische »Offenbarung des Johannes« als ultimative »Enthüllungsstory«. Heute forschen Enthüllungsjournalisten und Psychoanalytiker im Verborgenen, dort, wo andere vertuschen und verdrängen. In Mode und Erotik ist das gekonnte Spiel mit Verhüllung und Enthüllung zentraler Bestandteil. Reizvoller als derbe Nacktheit wirkt bekanntlich die kalkulierte, sparsame Verhüllung. Mit den sozialen Medien erhält das Doppelmotiv bisweilen Züge eines Imperativs: Wer sich nicht selbst entblößt, wird bloßgestellt. Die schützend verhüllte Privatsphäre erscheint umso kostbarer.
Auch im Film wird oft ein Geheimnis aufgedeckt, eine Wahrheit ans Tageslicht gebracht. Spannung entsteht etwa, indem falsche Fährten gelegt werden oder der Zuschauer bereits mehr weiß als der Protagonist. Das Verhältnis von Verhülltem zu Unverhülltem und die daraus entstehende dramaturgische Dynamik sind auch für einen Krimi wichtig, wobei – ähnlich wie in der Erotik – Dosierung und Timing eine Rolle spielen.
Dieses Projekt ist dem zwiespältigen und mehrdeutigen Spiel mit Hüllen gewidmet. Der Umgang mit Ver- und Enthüllung und die darin enthaltenen filmischen Potenziale sollen in verschiedenen Bezugsfeldern (Philosophie, Politik, Psychologie, Erotik...) recherchiert und zu einem originellen filmischen Statement entwickelt werden.
SS 13
Wertvorstellung
Wertvorstellung
mit Dipl. Des. Ulrike Mothes
Es heißt, unsere Kultur basiert auf Werten. Sie wirken auf unser Zusammenleben und beeinflussen unser Selbstverständnis. Im gesellschaftlichen Leben sind sie Grundlage und Gegenstand öffentlicher und politischer Diskussion.
Handelt es sich bei den Werten um eine subjektive Haltung oder eine objektive Erkenntnis? Gibt es so etwas wie »universelle Werte«? Welche Rolle spielen der sogenannte Mainstream und der kreative Außenseiter? Offenbar sind die Vorstellungen der Menschen davon, was ihnen lieb und wert ist, unterschiedlich und wandelbar. Welchen Dingen, Ideen, Idealen und Handlungsmustern sprechen wir einen Wert zu, der unser Denken und Verhalten zu leiten vermag – im Alltag ebenso wie bei Entscheidungen mit globalen Konsequenzen?
In der ethischen Dimension der Wertvorstellungen wird ihre Nähe zur Sinnfrage, aber auch ein Konfliktpotenzial erkennbar. Spannend wird es, wenn abstrakte Vorstellungen auf die Realität treffen oder mehrere Werte in einen Widerspruch geraten. Anhand konkreter Situationen kann es dann zu unlösbar erscheinenden Konflikten kommen – ein klassisches Thema im Film!
Ausgehend von Überlegungen zum Wesen eines Werts, zu seiner Entstehung, Kommunikation und Wirkung, untersuchen wir entsprechende Darstellungsmöglichkeiten in Film und Video.
WS 13/14
Anfang und Ende
Anfang und Ende
mit Dipl. Des. Ulrike Mothes
Aller Anfang ist schwer. Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Am Anfang war das Wort.
Das Beste kommt zum Schluss. Ende gut, alles gut. Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Offenes Ende. Dickes Ende. Happy End. Schluss machen, was Neues anfangen.
Mit den Mitteln des Films setzt sich das Projekt mit Anfängen und Enden auseinander und erprobt unterschiedliche experimentelle, dokumentarische und erzählerische Herangehensweisen.
SS 14
Liebe
Liebe
mit Dipl. Des. Ulrike Mothes und Gästen
Lieben und Geliebtwerden sind elementare Erfahrungen, an denen niemand vorbeikommt. Die mit der Liebe und dem Lieben verbundenen Gefühle lassen uns nicht kalt. Von der Nächstenliebe und der platonischen Liebe bis hin zur Fleischeslust spannt sich der Bogen möglicher Spielarten. Liebe als Gefühl, als Macht, als »Treibstoff« des Lebens entzieht sich verstandesmäßiger Analyse. Wohl gerade deshalb fordert sie zur Darstellung in unzähligen Varianten heraus – in der Musik und in der Literatur ebenso wie in der Kunst und im Film.
Ob in mythologischen und historischen Erzählungen, im Alltäglichen, im Abgründigen oder Absurden – die Versuche zur Beschreibung und Aufklärung ihrer rätselhaften Erscheinungs- und Wirkungsweise ziehen sich durch alle Bereiche menschlichen Lebens und der Kultur. Nicht selten zeigt sich ein ambivalentes Gesicht der Liebe, etwa, wenn Lust und Leid nahe beieinander liegen. In diesem Projekt steht die Liebe im Mittelpunkt der Arbeit mit bewegten Bildern. Sie liefert den Stoff für audiovisuelle Geschichten, für dokumentarische und experimentelle Annäherungen.
WS 14/15
Am Anfang war das Wort
Am Anfang war das Wort
mit Dipl. Mediengestalter und Slam Poet Bas Böttcher
Was bewegt mich? Wen oder was möchte ich bewegen? Wie drücke ich mich aus?
Diese Fragen sind GestalterInnen nicht unbekannt. Sie spielen auch in diesem Projekt eine Rolle, und sie werden auf das Verhältnis von Wort und Bild angewandt: Wir untersuchen die Potenziale von Wortsprache und Bildsprache und stellen praktische Zusammenhänge in filmischer Form her.
Wie hängen Wort und (bewegtes) Bild zusammen? Bringen Worte Bilder hervor? Bringen Bilder Worte näher? Welche Bilder passen zu welchen Worten – erhellen und verändern sie einander? Um mehr darüber herauszufinden, erforschen wir ihre Kombinatorik und Aussagekraft und spielen mit Zeit, Rhythmus, Wort und Klang.
Um an das kreative Schreiben eigener Texte heranzuführen und die Lust am Wort zu steigern, ist in das Video-Projekt ein Schreib-Workshop mit Bas Böttcher integriert. Hier ist Platz für persönliche Statements, Beobachtungen, Behauptungen, Monologe, Dialoge, Tagebuchnotizen, Poesie und Prosa, leise Töne, laute Töne, Zwischentöne. Die entstehenden Texte, Schriftzeilen und Tonspuren entwickeln wir zu vielsagenden Videos.
SS 15
Die Eroberung des Jetzt
Die Eroberung des Jetzt
mit Dr. Ulrike Mothes
Wer ein technisches Medium wie Video benutzt, um gestalterische und künstlerische Vorhaben zu realisieren, macht die Erfahrung, dass dies ein mehr oder weniger hohes Maß an technischer, organisatorischer und ästhetischer Aufmerksamkeit verlangt und entsprechende Planung und Lenkung voraussetzt. Andererseits unterstützen die Medien heute in einem bislang ungekannten Ausmaß die Unmittelbarkeit und Spontaneität des Ausdrucks durch die automatisierte Aufnahme, sofortige Wiedergabe und Weiterbearbeitung bis zur Weiterleitung in globale Netzwerke. »Den Moment einzufangen« und damit emotionale Intensität und Authentizität zu vermitteln, gilt als hohes Ziel ebenso vieler Amateur- wie Profi-Produktionen.
Das Projekt geht der Intensität des Augenblicks auf den Grund. Wir fragen nach der Darstellbarkeit von Präsenz und Intensität, untersuchen Zusammenhänge von Konstruktion und Improvisation und trainieren Beweglichkeit auf mehreren Ebenen: Ein integrierter Workshop »Video-Performance« mit der Performance-Künstlerin Linda Franke gibt Anregungen, mit einfachen Mitteln, mit Körper, Bewegung, Raum und Objekten Strategien der Improvisation zu erproben und z.B. in Interaktionen, Rollenspielen und durch Kontextverschiebungen intensive Momente zu schaffen.
Es erfolgt die Auseinandersetzung mit verschiedenen filmgestalterischen Formen, Traditionen und Genres, die bei der Entwicklung eigener Herangehensweisen für die im Projekt entstehenden Videos Unterstützung bieten – etwa mit dem Essayfilm oder der »offenen Form« des experimentellen Dokumentar- oder Kurzspielfilms sowie der Videokunst.
Um weitere Anregungen aus dem unmittelbaren Erleben zu erhalten, ist im Juni ein einwöchiger Exkursionsaufenthalt auf einer Berghütte im Tessin vorgesehen. Hierdurch erweitern Aspekte des Reisens das Spektrum der Themenbearbeitung. Ein Reise-Video (»Travelogue«) kann sich etwa auf das Vorübergehende von Ort und Zeit beziehen, auf die Identität eines Ortes oder die subjektiven Reaktionen auf die fremde Umgebung im Sinne einer Momentaufnahme.
WS 15/16
Mehr oder weniger
Mehr oder weniger
mit Dr. Ulrike Mothes und Gästen
Is less more? Oder darf es etwas mehr sein? Opulenz und Reduktion werden im Hinblick auf Filmästhetik und Filmpraxis untersucht und als thematische Impulsgeber für die im Projekt entstehenden Filmkonzepte genutzt.
Es geht z.B. um Wachstum und Beschränkung, Überfluss und Askese, aber auch um Hollywood versus Lowbudget, High-Tech versus Low-Tech… Sind das reizvolle, sich ergänzende Kontraste oder einander ausschließende Welten?
Jeder, der Filme macht, sieht sich mit Entscheidungen konfrontiert im Hinblick auf den Einsatz und den Umfang technischer, filmgestalterischer und dramaturgischer Mittel. Welche Strategie ist wo am richtigen Platze und welche Rolle spielt dabei der dargestellte Inhalt? Wie nähert man sich einem komplexen, gegensätzlichen Sachverhalt?
Das Projekt bietet Raum für Inszenierung und dokumentarisches Beobachten ebenso wie für experimentelle Arbeitsweisen.
SS 16
Horizont – Sehnsucht, Ansporn, Grenze
Horizont – Sehnsucht, Ansporn, Grenze
mit Dr. Ulrike Mothes
Horizont bedeutet für die einen das Ende der Welt, für die anderen geht’s dahinter erst richtig los. Ob als Strich in der Landschaft oder als Tellerrand – der Horizont trennt Bekanntes von Unbekanntem, Sichtbares von Unsichtbarem. Als klare Grenze ist der Horizont jedoch nicht wirklich zu fassen, was seine Faszination noch erhöht. Er wird zur Herausforderung und zur Metapher.
Die Spekulationen darüber, was dahinter zu finden sei, treibt seit Menschengedenken nicht nur Seefahrer und Abenteurer an, sondern ebenso Denker und Kreative. In unzähligen Liedern und Gedichten wird der Horizont besungen. Gemälde, Kinofilme und zahllose (Urlaubs-) Fotos setzen ihm leitmotivisch visuelle Denkmäler.
Das Projekt widmet sich der filmischen Erkundung des Horizonts, etwa als einer Grenze, die zum Überschreiten lockt, als einer unerreichbaren Zielmarke, als Projektionsfläche von Sehnsüchten, als Gegenstand der Reflexion und Kontemplation.
Erzählerische, dokumentarische, sowie künstlerisch-experimentelle Herangehensweisen sind möglich. In das Projekt integriert ist eine Exkursion auf die dänische Nordseeinsel Rømø (28.05.–04.06.).
Der Besuch des Seminars von Prof.Dr. Michael Lüthy zu »Kunst und Natur« wird empfohlen, ebenso der Besuch des Workshops zum Thema »Video-Performance« mit der Künstlerin Juliane Zelwies.