52. Sendung am 24. Februar 2011

Tuesday, 10. May 2011

Zwei junge Männer, ein cooles Auto und die endlose Landstraße nach Süden. Das ist der Stoff aus dem Hollywoodträume sind. Auch „Mitfahrgelegenheit” ist aus diesem Holz geschnitzt. Unicato, das studentische Filmmagazin, zeigt den zweiten Teil des romantisch-rasanten Roadmovies.

Die Geschichte folgt dem klassischen Muster des Roadmovies: BWL-Student Frank (Matthias Dietrich) steht vor den Scherben seines sonst so penibel organisierten Lebens. Grund dafür ist die spanische Austausch-Studentin Mercedes, mit der zwei leidenschaftliche Wochen verbrachte. Nun ist die rassige Schönheit weg und Frank völlig durch den Wind. Hals über Kopf macht er sich auf den Weg nach Süden – mit Tom (Martin Kaps), seiner Mitfahrgelegenheit. Mit seinem Wohnmobil hat der Mechaniker hochfliegende Pläne. Auf der langen Fahrt werden die beiden Freunde, trotz zahlreicher turbulenter Hindernisse.
„Mitfahrgelegenheit” macht wegen der gut aufgelegten Darsteller, der professionellen Optik und der witzigen Dialog-Duelle der Hauptdarsteller einfach Spaß. Man merkt gleich, die studentische Großproduktion von Absolventen der Hochschule Mittweida ist etwas Besonderes. Nicht nur auf dem Bildschirm. Denn die jungen Filmemacher um Regisseur Alexander Schulz haben beim Filmdreh so ziemlich alles anders gemacht als üblich.

Freiheit und Mitbestimmung

Die Geschichte der Produktion begann bereits mit einem mutigen Schritt. „Mitfahrgelegenheit” sollte im Rahmen eines 10-monatigen Pflichtpraktikums während des Studiums entstehen. Doch bei einer einschlägigen Firma anzuheuern kam für die Filmemacher nicht in Frage. Sie gründeten kurzerhand ihr eigenes Unternehmen, um den nötigen Freiraum für die Produktion des Langspielfilms zu haben.
Doch nicht nur künstlerische Freiheit war dem Team wichtig. Auch Mitbestimmung à la WEB 2.0 wurde auf die Filmproduktion übertragen. So konnten die künftigen Zuschauer während des Drehs online immer neue Wendungen geben. Aber nicht nur das. In einem Internetforum wurden inhaltliche Entscheidungen getroffen, die mit dem Film selbst oder der Produktion zusammenhingen. Gemeinsam wurden Drehbuchszenen besprochen, ein Teil des Soundtracks bestimmt und über das offizielle Filmplakat entschieden. Allein hier beteiligten sich mehr als 2500 Menschen!
Für die beiden Hauptrollen bewarben sich 300 junge Männer aus der Bundesrepublik, 27 schafften es in die Endrunde und konnten sich einem großen Online-Casting stellen. Matthias Dietrich und Martin Kaps überzeugten die 8800 User, die am Schauspieler-Voting teilnahmen, schlussendlich.

Immer in Kontakt mit den Usern

Das lediglich vierköpfige Drehteam, unterstützt von Helfern vor Ort, war rund um die Uhr mit den Hauptdarstellern zusammen. Während der Drehs in Deutschland, Frankreich und Spanien übernachtete man sogar gemeinsam im Wohnmobil – via Internet immer in Kontakt mit den Usern: Onlinefilmtagebuch, Video- und Audiopodcasts hielt die Netzgemeinde fast in Echtzeit auf dem Laufenden. Noch nie war eine Spielfilmproduktion mit all ihren Höhen und Tiefen für so viele Menschen auf der ganzen Welt mit erlebbar!
Alle Fäden liefen bei Regisseur Alexander Schulz zusammen. Für den damals 22-jährigen Absolventen der Hochschule Mittweida war „Mitfahrgelegenheit” die erste Langfilmproduktion. Zuvor führte er erfolgreich Regie bei verschiedenen Kurzfilmen, die zum Teil auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen liefen. In seiner jüngsten Kurzfilmproduktion „Endzeit” gewann er erneut Martin Kaps für die Hauptrolle. Nach einem Studium der Medientechnik studiert er derzeit Information and Communication Sciences an der Hoch¬schule Mittweida (FH). Bereits mit 12 Jahren sammelte er erste Filmerfahrungen mit der Hi-8 Kamera seines Vaters.
„Mitfahrgelegenheit” kann mit Fug und Recht als erster Web-2.0-Spielfilm bezeichnet werden. Ein Traum für engagierte Zuschauer, aber wohl keine Option für kontrollfanatische Hollywoodproduzenten.

Die Darsteller

Matthias Dietrich (Frank) studierte an der Schauspielschule und Theaterwerkstatt in Berlin/Charlottenburg. Er hatte Engagements am Theater in Berlin, Potsdam und Hannover und bei den TV-Produktionen „Weihnachten 1914″ (ARTE), „Wahnsinnsweiber” (SAT 1) sowie den Fernsehserien „Verliebt in Berlin” (SAT1) und „In aller Freundschaft” (ARD).
Martin Kaps (Tom) hat an der University of Central Lancashire (England) und Tennessee (USA) eine Schauspielausbildung absolviert. Er hat in zahlreichen TV-Serien und Kurzspielfilmen mitgewirkt u.a. in „Pastewka” (SAT1), „Ein Fall für zwei” (NDR) und der Internetkrimikomödie „Wilhelm ermittelt” der Zeitungsgruppe Thüringen (ZGT) unter Beteiligung der Bauhaus-Universität Weimar.