45. Sendung am 22. Juli 2010

Monday, 16. Aug 2010

Der Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez hat in seinem Roman „Die Liebe in den Zeiten der Cholera” den Liebenden unter der Flagge der Krankheit ein unsterbliches Denkmal gesetzt. Márquez führte den literarischen Beweis: Liebe, Krankheit und Tod – nichts berührt und verunsichert uns als Menschen mehr. Unicato zeigt im Juli zwei Kurzspielfilme zu einem existenziellen Thema.

In „Stimmen” entfaltet der Chemnitzer Regisseur Klaus-Gregor Eichhorn die Geschichte der leidenschaftlichen Beziehung eines jungen Paares, die ganz unter dem Eindruck einer tödlichen Krankheit steht. Das Leben könnte so perfekt sein, stünde nicht immer der drohende Verlust im Raum.
Andere Vorzeichen benutzt der Weimarer Fabian Giessler für seinen Film „Zwischen Licht und Schatten”. Nicht der frühe Verlust, sondern der tragische Abschluss des langen und erfüllten gemeinsamen Lebens eines Rentnerehepaares steht hier im Mittelpunkt. Denn Martha leidet zunehmend unter dementen Situationen und verwechselt Wirklichkeit und Fiktion. Ihr Mann Herbert muss sich auf wenige verbleibende Jahre mit einer anderen Martha einstellen. Doch ihnen bleibt die Liebe.
Krankheit und die Angst vor dem Tod berühren uns existenziell und sind daher auch immer wichtige Themen für Film und Fernsehen. Ein beredtes Beispiel dafür gibt das breite Spektrum einschlägiger Sendungen im deutschen Fernsehen: von der medizinischen Ratgebersendung („Hauptsache gesund” im MDR Fernsehen, „Gesundheit!” im Bayrischen Rundfunk oder „Ratgeber Gesundheit” im ARD Hauptprogramm) bis hin zum Unterhaltungsprogramm. Aus gutem Grund gehörte die „Schwarzwaldklinik” des ZDF zu den erfolgreichsten Serien im deutschen Fernsehen. Die melodramatischen Geschichten um die menschlichen Seiten der „Götter in Weiß”, angeführt von dem einfühlsamen Prof. Dr. Brinkmann (Klaus-Jürgen Wussow), zogen in den 1980er Jahren Millionen Zuschauer in ihren Bann. Der Prof. Brinkmann des 21. Jahrhunderts heißt Prof. Gernot Simoni und praktiziert in der erfolgreichen ARD-Serie „In aller Freundschaft”. Schauspieler Dieter Bellmann verleiht dem ärztlichen Leiter der „Sachsenklinik” seit 1998 Stimme und Gestalt.
Auch Fabian Giessler spielt in seinem Film „Zwischen Licht und Schatten” mit dem Medienphänomen der Arzt- und Gesundheitsserien. Dieter Bellmann hat dort einen Gastauftritt als Prof. Gernot Simoni.
Übrigens: Dieter Bellmann feiert im Juli seinen 70. Geburtstag. Wir wünschen vorab weiterhin viel Glück und vor allem Gesundheit!

Stimmen

Klaus-Gregor Eichhorn, Universität Leipzig, Filmwerkstatt Chemnitz
“Stimmen” erzählt die Geschichte einer sterbenskranken jungen Frau und ihres Mannes. Sie nähert sich – soweit sie vermag – ihrem eigenen Erlöschen an, doch er wehrt sich dagegen. Und nicht nur gegen den Tod – er stemmt sich gegen die Begrenztheit, die Unvollständigkeit und die Endlichkeit aller Dinge. Ein langsamer und poetischer Film über Liebe und Verlust, über das Unvermeidliche und wie zwei Menschen damit umgehen.
Klaus-Gregor Eichhorn wurde bereits im Jahr 2002 für den Studiengang „Szenische Regie” an der Filmakademie Baden-Württemberg zugelassen, verließ die Hochschule aber auf eigenen Wunsch bereits nach einem Jahr wieder. Seitdem realisiert er mit der Filmwerkstatt unabhängige Projekte in seiner Heimatstadt Chemnitz, während er – eingedenk des mitteldeutschen Ärztemangels und zur Freude seiner Verwandtschaft – in Leipzig Medizin studiert.

“So traurig die Geschichte ist und jeden treffen kann, so zartfühlend und lebensbejahend hat Klaus-Gregor Eichhorn sie erzählt.”
Chemnitzer Morgenpost

“Lieber Herr Eichhorn, ich hatte inzwischen Gelegenheit, mir Ihren sehr eindrucksvollen Film anzusehen.[...] Vor allem haben mir die beiden Hauptdarsteller gefallen. [...] Ich gratuliere zu dieser schönen Arbeit und Ihre Sorgfalt, die Sie der Darsteller-Regie, der Kameraarbeit und dem Thema gewidmet haben.”
Edgar Reitz, Regisseur der “Heimat”-Trilogie, in einem Schreiben an Klaus-Gregor Eichhorn

Zwischen Licht und Schatten

Fabian Giessler, Bauhaus-Universität Weimar
Das Leben, das Martha und ihr Ehemann Herbert führen, ist von Routine bestimmt. Herbert sitzt oft am Schreibtisch und sucht sich Beschäftigung nach seiner Pensionierung. Martha hat ihre wöchentliche Kartenspielrunde. Abends sehen beide gemeinsam ihre Lieblingsfernsehserie. Doch Martha benimmt sich in letzter Zeit sehr seltsam. Ist sie nur vergesslich oder steckt mehr dahinter?