6. Sendung am 18. April 2007
Wednesday, 18. Apr 2007
Die Bedeutung des Musikvideos ist ungebrochen, auch wenn viele schon das Ende dieses Genres befürchteten. Doch der Clip ist längst nicht mehr nur Ausdrucksmittel von Videokünstlern oder jungen Medienschaffenden auf dem Weg zur Professionalität. Mit der Verbreitung von Videohandys und erschwinglichen Kameras ist er längst zum Ausdrucksmittel einer Massenbewegung geworden. Es ist nicht mehr nur das etablierte Musikfernsehen oder die Festivalaufführung, die die Aufführung ermöglichen und dadurch auch stilbildende Einflüsse geltend machen, es ist heute vor allem auch das Internet. Foren wie Youtube unterstützen die nahezu unzensierte Veröffentlichung jeglicher audiovisueller Selbstversuche und haben längst eine generationenübergreifende Wirkung entfaltet.
Die vorgestellten studentischen Clips verstehen es in ihrer Vielfalt durchweg zu überzeugen. Professionelle Pop-Clips, parodistische Grenzüberschreitungen sind in diesem Auswahlprogramm ebenso zu finden, wie visuelle Experimente, satirische Trucker-Videos und engagierte Musikerportraits. Einer massenmedialen Verbreitung steht nun dank des MDR Fernsehens nichts mehr im Wege, schon jetzt hat auch die Netzpräsenz der Unicato-Sendung die beteiligten Studierenden über die reine Nachwuchsszene hinaus bekannt gemacht. Erfolgreiche Karrieren als unabhängige Video-Artists können nun von Mitteldeutschland aus ihren Lauf nehmen.
Soundverspieltes Meer (Ben Jammin)
Alexander Stephan, Christian Wessely
Soundverspieltes Meer ist das erste Performer-Video der Band “Ben Jammin”, bei dem orientalische Ornamentik mit westlicher Pop-Kultur verschmilzt.
(4:20)
Perpendicular / Vector (Anti-Pop Consortium)
Markus Wambsganß
Abstract Noir Video – ein experimenteller Film Noir, frei nach William S. Burroughs. Ein Mann, eine Frau und das Wort als Virus.
(3:50)
Power (Avril)
Jan Glöckner
Das Video visualisiert den Kampf gegen die alltäglichen Beeinflussungen und Manipulationen. Worte transformieren, Bedeutungen (de)fragmentieren. Kontrollverlust durch Verwirrung: “a gun it‘s a god – a god it‘s a brain – a brain it‘s a voice – a voice it‘s a body.”
(3:55)
Panta Rhei
Michael Kohl
Eine Collage aus Bild und Sound – der Titel beschreibt weniger das im Video Gezeigte, als die Wechselwirkung zwischen Bild und Ton.
(4:25)
The Gloaming (Radiohead)
Jens Rudolph
Zu den hypnotischen Klängen von “Radiohead” stürzen die Silhouetten der Baumwipfel vorbei. “The Gloaming” (“Die Dämmerung”) ist eine Reflexion über Blaue Stunden, Blicke und Bewegung.
(3:30)
Dream I + II (Leafcutter John)
Lars Nagler
Der britische Musiker und Tonkünstler “Leafcutter John” alias John Burton aus London trifft auf den Weimarer Videoregisseur Lars Nagler. Der elegisch-klagende Gesang, die seltsam verschrobenen Samples, Akustikgitarren- und Orgelsounds entwickeln nicht nur im Ilmpark eine ungeahnte Wirkung. (5:00)
Considering (Pangäa)
Ulrich Seis
Die Band fährt mit ihrer Rostlaube zu einem einsamen Haus im Wald, um Musik zu machen und zu feiern. Doch die Musiker sind dort nicht allein. Das Video bedient sich der Rotoscoping-Technik, bei der eine Realfilm-Handlung Bild für Bild übermalt wird.
(2:55)
Majobless (Big Dog Posse)
Gabriel Hacke / Julia Peters
2002 bereist der Weimarer Gabriel Hacke Ostafrika, um erstmalig die tansanische HipHop-Variante “Bongo Flava” in ihrer Vielfalt zu dokumentieren. Als Zwischenergebnisse erstellte er auch zwei Musikvideos, die mit Erfolg im ostafrikanischen Fernsehen ausgestrahlt wurden.
(4:42)
Doctor (Pflanzmann feat. Stars, Key & Hutch)
Robert Fischer, Sven Nielbock
Ist es möglich, mit geringstem Budget die Ästhetik der uns wohl bekannten Gangsta-Rap-Videos zu erreichen? Eine “Gang” aus Plauen spielt virtuos mit sämtlichen Klischees und stellt uns “neue vogtländische Folklore” vor.
(4:00)
Turn Your Smile On (nachtlüx)
Sebastian Binder / Marius Böttcher
Schon der Name nachtlüx lässt aufhorchen: Luchs, Lux, Nacht lüx… ein Licht der Nacht? Der Abschlussfilm von Marius Böttcher und Sebastian Binder kopiert nicht die Sechziger, sondern integriert sie in eine Flugreise der Upperclass. Weit weg von allen Sorgen wird jegliche Tristesse über Bord geworfen. Es lebt es sich wie in einer fröhlichen Seifenblase.
(4:40)
Hey Yvonne (Gunter und Yvonne Gabriel)
Christoph Runne / Lars Winkler
Der deutsche Countrysänger Gunter Gabriel stellte diesen gesungenen Dialog mit seiner Tochter Yvonne (“Hey Yvonne – Warum weint die Mammi”) 1974 der Öffentlichkeit vor. Heute brilliert der vielseitige Darsteller Lars Winkler in einer trashigen Trucker-Inszenierung mit satirisch-anarchischem Humor.
(5:05)