56. Sendung am 27. Juni 2011
Thursday, 15. Sep 2011
Im Juni geben erneut Beats und Riffs den Ton an. Unicato zeigt ausgewählte Musikvideos von Studierenden aus Mitteldeutschland. Dabei treffen Rock auf Elektro und avantgardistisch gestaltete Fantasywelten auf knalligbunte Comics.
Musikvideos sind aus der heutigen Musikwelt nicht mehr wegzudenken – kaum ein Song ohne Clip schafft es in die Charts, und oft bieten sie mehr Gesprächsstoff als der Song, den sie begleiten. Doch obwohl oft komplex aufgebaut und hochästhetisch gestaltet, ist das Musikvideo eine Kunstform, die von vielen unterschätzt wird. Dabei hat es dem Spielfilmfilm einiges voraus, denn der Videoclip muss nicht zwingendermaßen eine Geschichte erzählen, sondern kann sich ganz und gar auf ausgefeilte und spektakuläre Bilder konzentrieren.
Die Idee, Musik mit visuellen Elementen zu unterlegen, existiert schon lange: Bereits 1900 auf der Weltausstellung in Paris gab es erste Versuche, Musikstücke mit Film und Theater zu kombinieren.
Es dauerte jedoch noch weitere acht Jahrzehnte, bis das Musikvideo ausgereift genug für den Massenmarkt war und eine erste Blütezeit erlebte. Aufgrund der enormen Popularität der Clips wurden sie oft aufwändig produziert und standen großen Hollywood-Produktionen technisch in nichts nach. Eines der berühmtesten Beispiele dieser Zeit ist das Video zu Michael Jacksons „Thriller”.
Mit der Aufnahme des Sendebetriebs von MTV am 1. August 1981 gab es zudem erstmalig einen Fernsehsender, der sich ausschließlich Musikvideos widmete.
Die Etablierung der Musikvideos stellte auch für die Filmbranche einen entscheidenden Wendepunkt dar: Mit den Clips beginnt das Zeitalter der schnellen Schnitte, die die Dynamik der Musik mit rasanter Bildmontage betonen sollten.
Dieses Phänomen hat auch die Rezeptionsgewohnheiten der Fernsehzuschauer nachhaltig verändert und dazu geführt, dass in modernen Kinofilmen die Schnittfrequenz deutlich höher ist, als noch vor 30 Jahren.
Schnelle Schnitte auch bei Unicato: in acht atemberaubenden Videoclips zeigen Studierende mitteldeutscher Hochschulen, dass sie sich mit den Profis des Genres auf Augenhöhe befinden. Und wie sich das für die Branche gehört, liefert Unicato zwei Bonustracks mit: der schwedische Singer-Songwriter José González lässt die Kamera ganz nah an sich heran und die Manic Street Preachers treffen auf die Cardigans!
Pink Lady (Surfaholics)
Philipp Zettl, Bauhaus-Universität Weimar
Die Vorarlberger Punkrockband Surfaholics treibt auf ihr gestochen scharfes Unwesen auf nackter Damenhaut. Erotisch, mitreißend und vor allem Staunen machend! (3:25)
Pandora – Kiss Miss Tragedy (Chapeau Claque)
Kristin Herziger, Bauhaus-Universität Weimar
„Ich wähle die Sprache, nach der das Lied verlangt. Es hängt ganz davon ab, an wen es sich richtet und was ich im Lied erzählen möchte. Bei dem deutsch-englischen Song Pandora kiss Miss Tragedy z.B. habe ich Englisch als Sprache der „Göttin Tragödie” gewählt. Damit bekommen ihre Worte eine höhere Allgemeingültigkeit und Allwissenheit. Während die Geschichte des Menschenmädchens Pandora auf Deutsch geschildert wird, was für uns gleich viel persönlicher und vertrauter klingt.” (Maria Antonia Schmidt alias „Mademoiselle Chapeau”) (3:46)
Missy (Michael Linssner)
Robert Fischer, Bauhaus-Universität Weimar
Deutscher Swing-Rap-Reggae aus Leipzig von Michael Linssner (“Linse”), der sich auf eine musikalische Reise durch die Bilderwelten des deutschen Schauerromans des 18. Jahrhunderts begibt, um im Museumsdorf Hohenfelde im Gasthaus “Zum guten Hause” die traurige Moritat seiner Ex-Geliebten, “Missy”, zu erzählen. (4:24)
The Devils Hand (Pentatones)
Kristin Herziger, Dietmar Thal, Bauhaus-Universität Weimar
In perfekt komponierten Bildern führt die Leipziger Elektro-Band Pentatones durch das finstere Tal dumpfer und böser Gefühle. Der Teufel nimmt uns an die Hand. Der grandiose Clip wurde auf dem Jenaer Filmfestival „Cellu l´art” in der Kategorie „Beste Kamera” ausgezeichnet. (6:04)
Feuer (Christian Rottler)
Philipp Strasser, Bauhaus-Universität Weimar
“Feuer” ist die bildliche Umsetzung des gleichnamigen Songs von Christian Rottler. Dabei war die Absicht nicht, den assoziativ-expressiven Text ein-zu-eins in Bilder zu übersetzen, sondern vielmehr die Atmosphäre und das Grundgefühl des Songs visuell zu transportieren: eine kalte, von Isolation geprägte und diffuse Welt, deren Grundton das Rauschen ist, welches alles und somit auch nichts enthält. (4:30)
Drifting (TKR)
Jan Rödger, Friedrich-Schiller-Universität Weimar
In seinem ersten Videoclip schickt uns Jan Rödger auf die Reise durch den grauen Alltag nach der Party. Immer mit dabei: ein Glas Wasser für den Nachdurst. Dazu gibt es das monoton-hypnotische Drumgeflecht des Jenaer Elektro- und Breakbeat-Artists TKR auf die Ohren. (3:48)
Über die Straßen (333)
Robert Fischer, Michael Marianek, Bauhaus-Universität Weimar
“Über die Straßen” ist die aktuelle Single des neuen Albums “Spielzeug der Nation” der Band 333, das in der berühmt-berüchtigten Kulturfabrik “Alte Kafferösterei” in Plauen gedreht wurde. (3:15)
Brand New Shoes (Junilia & the Tikiwaves)
Markus Dietrich
Junilia & the Tikiwaves erzählen die süß-saure Geschichte der Schülerin Junilia. Gezeigt wird ihr grauer Alltag und ihr buntes Leben am Wochenende. (3:00)