25. Sendung am 26. November 2008
Thursday, 13. Nov 2008
Im stürmischen Herbst präsentiert Unicato ausgewählte Animationsfilme mit politischen und sozialkritischen Charakter. Damit schließt das studentische Filmmagazin thematisch an das soeben zu Ende gegangene 51. Festival für Dokumentar- und Animationsfilm, DOK Leipzig, an.
Den furiosen Auftakt der aktuellen Sendung bildet der mehrfach prämierte „I took the red pill” des Dessauer Studenten Ramesh Pallikara. Die dynamische Reise durch die Marken- und Warenwelt führt vor, wie kulturelle Werte zu Wirtschaftsgütern umgewidmet werden. Transformationen, die sich weder aufhalten noch rückgängig machen lassen. Danach schweift der Blick zum Bosporus. Anlässlich des 70. Todestages von Mustafa Kemal Atatürk erinnert Unicato mit einer typografischen Animation an den Gründervater der modernen Türkei. Der Film „Atatürk” widmet sich für zwei Gedenkminuten der Schlüsselrolle, die der „Vater der Türken” bis heute einnimmt.
Mit dem computergenerierten Erzählfilm „Fallen gelassen” widmet sich Unicato den Auswirkungen von Kinderarmut. Er entwirft ein einfühlsames wie schonungsloses Porträt eines kleinen Mädchens, das den permanenten Attacken seiner Mitschüler hilflos ausgesetzt ist. Doch der scheinbare Spaß gerät außer Kontrolle. Der halbstündige Diplomfilm aus Weimar ist ein Gemeinschaftsprojekt von Studierenden der Studiengänge Mediengestaltung und Visuelle Kommunikation.
Der Animationsfilm „Epilogue” des Ilmenauer Studenten Ralph Baudach entstand während eines Auslandssemesters in Edinburgh. Der Beitrag beobachtet mit einem weinenden und einem lachenden Auge zwei alte Menschen auf ihrem Weg zum ihrem letzten Ruheplatz.
I took the red pill
Ramesh Pallikara , Hochschule Anhalt (FH), Fachbereich Design, Dessau
Der mehrfach ausgezeichnete Animationsfilm schickt den Zuschauer auf eine sowohl rasante wie auch visuell anspruchsvolle Reise durch die globalisierte Konsum- und Markenwelt. Werte, Ideale und Emotionen werden dort zum Handelsgut. Konsumprodukte dienen der Ersatzbefriedigung, um die Leerstellen unserer Existenz zu stopfen. Wer sich für die »Red Pill« entscheidet, findet sich in einer merkantilistischen Matrix wieder, aus der nur schwer zu entkommen ist. (4:00 Min.)
Fernseh/en ge/denken – Mustafa Kemal Atatürk
Rosa Golf, Mary Schneider, Bauhaus-Universität Weimar
Vor genau 70 Jahren starb Mustafa Kemal Atatürk, Begründer der modernen Türkei und bereits zu Lebzeiten eine mythische Figur. Der Animationsfilm „Atatürk” verdeutlicht den Personenkult um den „Vater der Türken” durch die Verweigerung der Archiv-Bildebene. Der Film setzt in seiner Wirkung auf den konsequenten Einsatz arrangierter typografischer Statements. „Atatürk” entstand im Rahmen eines bereichsübergreifenden Projekts mit dem Titel “Fernseh/en ge/denken”, das sich damit auseinandersetzte, wie das Fernsehen den Prozess der Geschichtsschreibung inszeniert, wie es durch ständige Wiederholung der Bilder sowohl das individuelle, als auch das kollektive Gedächtnis besetzt. (5:14 Min.)
Fallen gelassen
Max Baberg, Daniel Büttner, Bauhaus-Universität Weimar
Die kleine Anna lebt in ärmlichen Verhältnissen und wird von ihrer Klasse gemobbt. Besonders ihr Gegenspieler Lars setzt ihr arg zu. Das Leben des schüchternen und verträumten Mädchens nähert sich zunehmend einer Abwärtsspirale, aus der es kein Entrinnen zu geben scheint. Ein bemerkenswerter computeranimierter Film, der die Chancenlosigkeit vieler junger Menschen aufgrund ihrer Persönlichkeitsstruktur und sozialen Herkunft in unserer Gesellschaft thematisiert. (30 Min.)
Epilogue
Ralph Baudach, Technische Universität Ilmenau
„Epilogue” findet eine originelle Form für ein drängendes Problem der westlichen Industriegesellschaft: die menschliche Einsamkeit im hohen Alter.
Unverstanden und vergessen fristen viele alte Menschen ein nur noch als Existenz zu bezeichnendes Leben. So wundert es nicht weiter, dass die Alten die Frage quält, ob ihr Tod überhaupt von jemandem bemerkt werden würde. Ein Animationsfilm, der dieses Thema mit tragisch-komischem Gestus darstellt. (4:43 Min.)