39. Sendung am 27. Januar 2010
Friday, 08. Jan 2010
Schon wieder Schiller! Zum 205. Todesjahr des Dichters – seinem Andenken im Jahr 2010 gewidmet: In fünf Kurzfilmen verarbeiten Studierende der Fakultät Medien der Bauhaus-Universität Weimar Ideen und Gedanken des deutschen Nationaldichters. Ausgangspunkte der filmischen Arbeiten waren zumeist Zitate oder Verse aus dem vielschichtigen Werk Friedrich Schillers.
Die Beiträge übertragen Konzepte des „Sturm und Drang” wie Freiheit, Emanzipation und Emotionalität in die heutige Zeit, in ein aktuelles Setting mit gegenwärtigen Problemstellungen. Allen Filmen gemeinsam ist der reduzierte Ausstattungs- und Darstelleraufwand. Die Beiträge leben vom konzentrierten, aber dennoch leichtfüßigen Spiel der Protagonisten.
So ist die Enge der Wohnungen oder des Gefängnisses eine ideale Spielfläche für eine filmische Revision der Ideen des „Sturm und Drang”. Der Anti-Held in „Koschinsky” sucht in den eigenen vier Wänden dem allgegenwärtigen Zugriff und Geschnatter seiner ihn bevormundenden Mutter zu entkommen. Eine isoliert lebende junge Frau begehrt ihren Nachbarn, kommt aber über kindliche Versteckspiele und einen täglichen „Augenblick” nicht hinaus. Der Film „Bauernfänger” führt in die Enge eines Zwingers. Hier geht ein unter ominösen Umständen eingesperrter Manager eine obsessive Beziehung mit der Gefängnispsychologin ein, um sich nicht seiner Schuld stellen zu müssen. „Aufgewacht” begrenzt den Handlungsraum der Schauspieler noch einmal: eine junge Frau philosophiert im Bett über Sinn und Unsinn des Studierens – und des Lebens im Allgemeinen. Lediglich die Bettgefährten kommen und gehen. Aktuellen politischen Bezug stellt „Rosenpark” her. Die Bundeswehr in Afghanistan: „kriegsähnliche Zustände” oder Krieg. Sicher ist, nicht jeder Soldat kehrt lebend zurück. Bei aller politischen Rhetorik: Wie fühlt sich die Wirklichkeit für die Betroffenen an?
Das 60-minütige Schiller-Spezial zeigt fünf kleine feine Psychodramen über Menschen, die auf ihre ganz speziellen Weisen zur Bewegungsunfähigkeit verdammt sind.
Ein Augenblick
Alice von Gwinner, Bauhaus-Universität Weimar
Inspiriert von Schillers Worten, nach denen der »mächtigste von allen Herrschern« der Augenblick ist, erzählt der Film von einer jungen Frau, die in einer seltsam leer anmutenden Wohnung lebt. Täglich um 16 Uhr erwacht sie aus dieser Leere und blinzelt durch den Türspion. Der Grund ist ihr Nachbar, der immer um diese Zeit seinen Briefkasten leert. Von nun an überrascht sie ihn täglich aufs Neue mit kleinen Aufmerksamkeiten in seinem Briefkasten. Alice von Gwinners Beitrag ist ein Film über ferne Beziehungen, Wünsche und Träume. (12:20 Min.)
Koschinsky
Anne-Katrin Kiewitt, Bauhaus-Universität Weimar
Der introvertierte, schüchterne Staubsaugervertreter Hans-Peter Koschinsky lebt ein eintöniges, nicht gerade von Erfolg gekröntes Leben in seiner Plattenbauwohnung. Lebensmittelpunkt ist seine Mutter Gertrud, die sein Leben von der Ordnung im Kleiderschrank bis hin zum Abendessen dominiert. Als Mutter unerwartet aus dem Leben scheidet, ist es nun an Hans-Peter, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Wenn das nur so einfach wäre, denn auch nach ihrem Tod gibt Gertrud Koschinsky keine Ruhe. (13:28 Min.)
Der Bauernfänger
Polina Horosina, Bauhaus-Universität Weimar
Der Wirtschaftskriminelle Johannes Richter sitzt hinter Gittern. Gelangweilt und ohne ernsthafte Ziele versucht er, sein früheres Leben in seinen Alltag einzuflechten. Die Psychologin Dr. Laura Schuster scheint sich für ein Machtspiel anzubieten. Und so lügt und betrügt Johannes, um die scheinbar arglose Frau dominieren zu können. Dabei vergisst er, dass Machtstreben eine Krankheit ist. (15:34 Min.)
Aufgewacht
Rebecca Stöhr, Christina Sonja Rankel, Bauhaus-Universität Weimar
Ein Schlafzimmer. Ein zerwühltes Bett. Eine Frau und ein Mann. Viele Männer. Hanna monologisiert wie auf der Bühne: „Mit trunkenen Männern trunkene Lieder singen. Manchmal gibt es Trinkgeld. Manchmal nicht. Feierabend gibt es immer. Trunkene Frauen. Trunkene Pudel. Trunkene Schweine. Alles schon gesehen. Der eine ist nett. Der andere nicht. – Aber natürlich bist du einer von den Netten!” (4:51 Min.)
Rosenpark
Christian Bach, Bauhaus-Universität Weimar
Alles beginnt mit einem Picknick im Park, bei dem Michelle und Paul zunächst noch nicht ahnen, vor welche Herausforderungen sie das Schicksal schon sehr bald stellen wird. Ihr Leben erfährt eine drastische Wendung, genauso wie der Ort, an dem sie so viele glückliche Momente zusammen verbracht haben. (6:38 Min.)
Hinweis in eigener Sache: Am 27. Januar findet wieder ab 21 Uhr die Unicato Show zum Fernsehmagazin statt. Alexandra Janizewski und Olaf Nenninger begrüßen erneut spannende Gäste auf der Bühne des mon ami Weimar. Das Motto lautet dieses Mal: „Schiller schockt!”