53. Sendung am 20. März 2011
Tuesday, 10. May 2011
Zu Zeiten der sandinistischen Revolution in den 80er Jahren schickte das sozialistische Nicaragua seine künstlerischen Talente zum Studium in die befreundete Welt. Tatiana und Ligia studierten in Kiew und Berlin und erlebten den Zusammenbruch des Ostblocks und der DDR. Als sie nach Nicaragua zurückkehrten, mussten sie feststellen, dass sich auch ihr Heimatland in eine kapitalistische Republik gewandelt hat, die für die Kunst nichts mehr übrig hatte.
Was ist heute – fast drei Jahrzehnte nach dem Ende der Nicaraguanischen Revolution – übrig geblieben vom kollektiven Traum, mit Kunst und Kultur zu einer besseren und gerechteren Gesellschaft beitragen zu können?
Mit dieser Frage im Hinterkopf hat sich die Regisseurin Hanna Leonie Prinzler an zwei verschiedenen Orten der Welt – in Managua und Berlin – auf die Suche nach ganz persönlichen und vielschichtigen Antworten gemacht.
Der Film porträtiert nicht nur zwei außergewöhnliche Frauen und deren Kunst, sondern entwirft auch ein Bild der Lebenswirklichkeit in Nicaragua. Beobachtend erzählt er aus Tatianas und Ligias Alltag. Fotos, Musik und Archivmaterial dienen immer wieder als Ausgangspunkte für persönliche Erinnerungen. Auf diese Weise rekonstruiert der Film nicht nur die Geschichte der beiden Frauen, sondern auch ein Stück der Geschichte ihres Landes. Umgekehrt werden die Schicksale der beiden Protagonistinnen auch in der Folge weltpolitischer Umwälzungen erfahrbar.
Mit dem Gesang und Tanz der beiden Protagonistinnen, mit Alltagsbeobachtungen und Archivmaterial erzählt er – mal in heiteren und dann wieder in leisen Tönen – von verlorenen Träumen, dem Leben in der Fremde und der Sehnsucht nach einem Land, das so niemals existierte.
„Canto y Danza” ist das Doppelportrait zweier starker Frauen, die abseits der üblichen Latina-Rolle ihren selbstständigen Weg diesseits und jenseits des Atlantiks bestreiten, die eine als Sängerin in Berlin, die andere als Tänzerin in ihrem Heimatland Nicaragua.
„Canto y Danza” von Hannah Leonie Prinzler entstand als Diplomarbeit im Studiengang Mediengestaltung an der Bauhaus-Universität Weimar in enger Kooperation mit der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf” Potsdam-Babelsberg (HFF). In diesem Rahmen konnte der Dokumentarfilm sowohl als Diplomarbeit von HFF-Student Rasmus Sievers (Kamera) als auch als Filmhochschulabschluss von Alexander Bruns (Tonmeister), der für die Geräuschbearbeitung und die Tonmischung sowie für den Hauptteil der Filmmusik verantwortlich zeichnet, überzeugen.