55. Sendung am 22. Mai 2011
Tuesday, 10. May 2011
Zum 250. Geburtstag von August von Kotzebue zeigt das Filmmagazin den Film „Die Unbedingten” über das Attentat auf den Weimarer Literaten. In Andreas Jaschkes Adaption der historischen Ereignisse steht jedoch der Attentäter Carl Ludwig Sand im Mittelpunkt. Mit detailgetreuer Ausstattung und exzellent gewählten Schauplätzen zeigt das Historiendrama diesen drastischen Wendepunkt deutscher Geschichte im 19. Jahrhundert aus der Perspektive der Attentäter.
Jena 1819. „Kotzebue gehört weg!”, befindet Carl Ludwig Sand, denn der zu seinen Zeiten populäre Schriftsteller steht für all das, was der nationalistische Sand verabscheut. Er wirft dem bürgerlichen Kotzebue vor, ein Landesverräter und Volksverführer zu sein, zudem verspottet dieser in seinen Publikationen die Burschenschaften und deren nationalistische Ziele. „Wir werden das Zeichen setzen, nun erst recht!” schwört er sich, und bildet damit den Auftakt zum ersten politischen Mord Deutschlands.
Getrieben von kompromisslosem Nationalstolz und der festen Überzeugung, im Sinne des deutschen Volkes zu handeln, planen Carl und sein Freund Jakob ein Attentat auf Kotzebue. Beide sind Mitglieder der Burschenschafts-Gruppierung „Die Unbedingten”, die radikale Methoden zum Erreichen politischer Ziele propagiert und aus diesem Grund von der Geheimpolizei beobachtet wird.
Doch während Carl auf die Durchführung ihres Plans brennt, hat Jakob sich in die schöne Luise verliebt und wird zögerlich – denn er möchte Luise heiraten. Als sein Vater jedoch die Heirat verbietet, sieht Jakob keine Zukunft mehr für seine Liebe. Nun zeigt er sich in seinem Frust entschlossener denn je, den gemeinsamen Plan in die Tat umzusetzen und Kotzebue zu ermorden.
Bereit, alles zur Erfüllung ihrer politischen Ziele zu tun, machen sie sich gemeinsam auf den Weg nach Mannheim. Damit beginnt ein Wettlauf um die Zeit, denn neben Luise, die zumindest ihren geliebten Jakob von dem Attentat abhalten will, folgt ihnen auch ein ehrgeiziger Geheimpolizist, der in seinem Streben nach Anerkennung nicht weniger skrupellos ist als Carl und Jakob.
Andreas Jaschke gelingt es in seinem Film, das Attentat aus Sicht der Täter zu beschreiben, ohne mit ihren zu sympathisieren oder sie zu verurteilen. Stattdessen zeigt er mit wundervoll komponierten Bildern und viel Liebe zum Detail einen Film über junge Menschen, die aus Frustration über die herrschenden Zustände bis zum Äußersten gehen.
Der Attentäter Carl Ludwig Sand wurde in der Folge zu einer Ikone deutschnationaler und rechtsradikaler Bewegungen in Deutschland verklärt und Mord am politischen Gegner quasi salonfähig gemacht. Prominente Opfer des 20. Jahrhunderts waren Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, Matthias Erzberger und Walter Rathenau.
Andreas Jaschke stammt aus Erfurt und studierte Mediengestaltung an der Bauhaus-Universität Weimar. Anschließend setzte er sein Studium an der Hochschule für Fernsehen und Film München fort, das er mit seinem Abschlussfilm „Die Unbedingten” beendete.