59. Sendung am 31. Oktober 2011
Thursday, 20. Oct 2011
Das Liszt-Jahr strebt seinem Höhepunkt entgegen. Und Unicato zeigt am letzten Tag des Oktobers kurze Filme über Franz Liszt. Lisztomania heißt das Programm mit Überlänge, das sowohl Œuvre als auch Leben des großen Europäers in Augenschein nimmt.
Sämtliche Beiträge stammen von Studierenden und Absolventen europäischer Medien- und Kunsthochschulen in den Wirkungsländern Franz Liszts. Die Kurzspielfilme, filmisch-musikalischen Experimente und Animationen sind inspiriert von der künstlerischen Essenz und dem facettenreichen Leben des Virtuosen. Allen Filmen eigen ist, dass sie immer über bloße Visualisierungen des Lisztschen Werkes oder des biografischen Kurzporträts hinausgehen. Das Lisztomania-Programm erzählt Franz Liszt auf zeitgemäße Weise in außergewöhnlichen und eindringlichen Bildern.
Das Lisztomania-Programm beruht auf dem gleichnamigen Kurzfilmwettbewerb, der im vergangenen Jahr vom Bauhaus Film-Institut der Bauhaus-Universität Weimar, der Hochschule für Musik „Franz Liszt” und der Weimarer Klassik Stiftung ausgelobt wurde. Mit drei Preisen und einer lobenden Erwähnung hat eine international besetzte Jury aus Ungarn, Österreich, Frankreich und Deutschland die besten Filme ausgezeichnet. Gewonnen haben “Claviator Maximus on tour” von Alexei Savinov und Lara Overmann ( Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation Stuttgart), „Franz” von Frederic Seybicke, Jana Keuchel, Moritz Schell und Verena Herbst sowie Katre Haavs Kurzfilm “Klare Verwirrung” (beide Filme Bauhaus-Universität Weimar).
Die Awards waren mit Preisgeldern in Höhe von 5.000, 3.000 und 1.500 Euro verbunden.
1 | Visual Music
Miklós Selmecy
Budapest | Akademie für Theater und Film
00.55 Min.
Der experimentelle Clip macht jede einzelne Note sichtbar – und misst die Lebenszeit musikalischer Töne. Grundlage ist Liszts “La Campanella”, die 3. Etüde der “Six Grandes Etudes de Paganini” in gis-Moll.
2 | wikiLiszt
Konstantinos-Antonios Goutos
Köln | Kunsthochschule für Medien
02.44 Min. (vollstumm)
Liszt ist die Summe aller Aussagen, die über ihn möglich sind. Der typografische Film erzählt über Versatzstücke der Internet-Plattform Wikipedia Wirken und Wirkung des Komponisten. Liszt im digitalen Zeitalter – ganz ohne Musik!
3 | Les Préludes d’Orphée
Chris Brandl
Berlin MOBTIK
04.32 Min.
Ein Blinder taumelt durch die Welt und durch Liszts Werke – immer in der Gefahr, abzustürzen, zu erfrieren oder überfahren zu werden. Ein gleichnishafter experimenteller Spielfilm.
4 | Tröstung
Bianka Langnickel, Kat Sengstaken
Weimar | Bauhaus-Universität
03.20 Min.
Das Klangvolumen der Liszt Komposition TRÖSTUNG, gespielt auf der historischen Peternell-Orgel in Denstedt bei Weimar, an der auch Liszt einst musizierte, wird in dieser Musikvisualisierung in eine Bildsprache übersetzt, die sich wie zufällig ihrer eigenen Virtuosität bedient. Erkundet werden der Mikrokosmos des Lichts und die Elemente der natürlichen Wahrnehmung wie Drehung, Reflexion und Streuung.
5 | Petit Litz
Henrike Schneider, Margit Bückert
Weimar | Bauhaus-Universität
04.14 Min.
Der kleine Pinguin Litz spielt voller Inbrunst Piano. Er ist ein Star, Artgenossinnen schmachten ihn an – bis zum Fall des großen Künstlers. Der Animationsfilm verarbeitet die frühen Jahre des Virtuosen: unter dem Namen „petit Litz” stieg Franz Liszt als Kinderstar in Paris schnell zur Berühmtheit auf.
6 | Franz goes to the Philippines
Alina Cyranek
Weimar | Bauhaus-Universität
04.25 Min.
Wer kennt Franz Liszt auf den Philippinen? Und wer wusste hierzulande, dass sich philippinische Musikschüler gern um Listzs Klavierwerke drücken, weil die große Hände erfordern? Ein kurzer Dokumentarfilm mit überraschenden Ein- und Ansichten über einen großen Europäer in Asien.
7 | Liszt
Söhnke Hahn, Paul Müller-Hahl
Weimar | Bauhaus-Universität
04.59 Min.
Viele Themen aus Liszts Leben und Werk sind heute ebenso aktuell wie damals – nur sehen sie anders aus. Komponiert wird auf dem Notebook, die Fans bekommen Autogramme, die Konkurrenz ist manchmal besser in den Charts positioniert. Doch die Spannung zwischen manisch-depressiven und fröhlich-beschwingten Stimmungen, der en passant gelebte Kosmopolitismus und das geniale musikalische Werk bleiben. Ein biografischer Spielfilm, der mit Ironie die Lebensstationen Liszts verschiebt.
8 | Dance of Death
Timea Tofalvi, Daniela Stade
Weimar | Bauhaus-Universität
03.41 Min.
Die Animation „Dance of Death” steht unter dem Motto: Liszt meets Goethe!
Liszt wünschte sich bereits zu Lebzeiten mit dem großartigen Dichter in Verbindung gebracht zu werden. Inspiriert von ungarischen Motivwelten werden der Goethesche Totentanz und Liszts Version miteinander verwoben.
9 | Der du aus der Hölle bist
P. Wagner, H. Wagner, A. Bormatenkow
Berlin | Universität der Künste
Weimar | Hochschule für Musik Franz Liszt, Bauhaus-Universität
04.35 Min.
Liszt war davon besessen, sich immer wieder zu beweisen, in dem er sich mit anderen großen Pianisten seiner Zeit maß. Doch niemals schien er die Anerkennung zu bekommen, die er zu verdienen glaubte. Eine tragische Erzählung von Liebe, Wahnsinn und Mord, die sich Liszt aus der Ich-Erzähl-Perspektive annähert.
10 | Singularity
Bence Kalmár, Doma Harkari
Budapest | Akademie für Theater und Film
04.23 Min.
Der Prozess des Kochens als Abbild des Universums: Liszts Einzigartigkeit, seine Eigenart, wird hier in kulinarischen Bildern und erneut mittels “La Campanella”, der 3. Etüde der “Six Grandes Etudes de Paganini” in gis-Moll, verhandelt.
11 | Franz
F. Seybicke, J. Keuchel, M. Schell, V. Herbst
Weimar | Bauhaus-Universität Weimar
01.23 Min.
Vorname – Zuname: Franz Liszt. Der Name ist in aller Munde, wird jedoch experimentell in seine Einzelteile und -töne zerlegt, um zu seiner Uraufführung zu gelangen. “Franz” ist Musik, Störung und Intervall – und belegte den zweiten Platz im Lisztomania-Wettbewerb.
12 | Claviator Maximus on tour
Alexei Savinov, Lara Overmann
Stuttgart | Akademie der Bildenden Künste
03.18 Min.
Ein klassischer Animationsfilm, der die Konzert-Tourneen von Franz Liszt nachzeichnet. Der Komponist war einer der ersten Popstars der Musikgeschichte. Er scheint aus der Zeit gefallen – und so spielt auch der Film virtuos mit popkulturellen Bildversatzstücken. Liszts besondere Auftritte, vor allem seine langen Konzertreisen und die damit verbundenen Affären sind die Grundlage dieses, mit dem ersten Preis ausgezeichneten Kurzfilms. „Calviator Maximus on tour” wurde mit dem ersten Preis im Rahmen des Lisztomania-Wettbewerbs ausgezeichnet.
13 | The Metalliszt – The Road to Victory
R. Sawallisch, S. Klemke, H. Wagner
Weimar | Bauhaus-Universität Weimar
03.27 Min.
Was hat Metal Music mit dem Lisztschen Werk zu schaffen? Eine gitarrengeprägte Klangfarbe und eine virtuose Spielweise machen einen echten “Metaller” aus. Liszt war ein Meister der Adaption und Revariation von Musik – einem Stilmittel, das man heutzutage als “Covermusik” bezeichnen würde. Hier wird Liszt selbst gecovert und einige seiner bekanntesten Werke in ein Metall/Rock-Medley verwandelt. Dabei entstand ein Musikvideo, das als ironischer Kommentar auf die moderne Popkultur zu verstehen ist.
14 | TRAUMa
Cseh Renátó
Budapest | Akademie für Theater und Film
03.56 Min.
Liszts “Liebestraum” ist eine musikalische Adaption des gleichnamigen Gedichts von Ferdinand Freiligrath. Sowohl Musik als auch Gedicht erzählen uns von der unfassbaren, transzendenten und unendlichen Liebe. Der Kurzspielfilm um ein junges Paar hinterfragt, ob jede Liebe nicht per se zum Sterben verurteilt ist?
15 | Etüde
Siegfried A. Fruhauf
Linz | Kunstuniversität
02.00 Min.
Die Basis für die Tonspur: eine handgezeichnete Lichttonspur auf 16-mm-Film. In der Tradition der filmischen Avantgarde stehend, nutzt der Filmkünstler Siegfried A. Fruhauf grobkörnige Schwarz-Weiss-Bilder einer Pianisten-Hand, um Tastendruck und visuellen Ausdruck miteinander zu verschmelzen. Der experimentelle Kurzfilm wurde mit dem Sonderpreis des Lisztomania Awards ausgezeichnet.
16 | Klare Verwirrung
Katre Haav
Weimar | Bauhaus-Universität Weimar
03.10 Min.
Der Komponist auf der Couch: ein tiefenpsychologischer Bilderbogen, der die Triebfedern des Patienten zeigt: Franz Liszt, permanent schwankend zwischen Klarheit und Verwirrung, Genialität und Schlichtheit, Himmel und Erde. Der dritte Preis des Lisztomania-Wettbewerbs ging an diese meisterhafte Sandanimation.
17 | Story of my Life
Felix Burger
München | Akademie der Bildenden Künste
23.00 Min.
Das Schicksal meint es nicht immer gut: Bei der Verfilmung seines Lebens kommt es zur Zusammenarbeit mit Alfred Hitchcock, der dem Protagonisten ohne Absprache Kim Novak ins Drehbuch schreibt. Die sich andeutende Intimität wird abgelehnt, er bricht mit dem Altmeister des Suspense im Streit. Auch das Treffen mit Buster Keaton verläuft nicht wunschgemäß; erst wirft Keaton das Drehbuch in den Schliersee, anschließend zerstört er auch noch das Filmset. Eine Reise nach Paris zu Franz Liszt bringt schließlich die Wende…
Der Jury des Lisztomania Awards Weimar gehörten an (in alphabetischer Reihenfolge):
Prof. Dr. Detlef Altenburg, Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar
Ulrich Hauschild, Geschäftsführer Kunstfest Weimar
Birgit Kämper, ARTE-Redakteurin, Strasbourg
Prof. Dr. Herbert Lachmayer, DA PONTE Research Center, Wien
Evelyn Liepsch, Klassik-Stiftung Weimar
Dr. Lidia Marton, Direktorin internationale Beziehungen MTV Budapest
Dr. Jonas Maatsch, Klassik Stiftung Weimar
Prof. Dr. Christoph Stölzl, Präsident Hochschule für Musik „Franz Liszt” Weimar
Benedikt Otto, Bereichsleiter Fernsehen MDR, Landesfunkhaus Thüringen
Prof. Dr. Gerd Zimmermann, Rektor der Bauhaus-Universität Weimar (bis 2011)