58. Sendung am 4. September 2011
Thursday, 15. Sep 2011
Im September geht es bei Unicato sportlich zu. Das studentische Filmmagazin widmet sich ganz dem Boxen und zeigt die Dokumentarfilme „Lucky Punch” von Alina Cyranek und „Heimat in der Fremde” von Fabian Gießler. Beide Filme entstanden im Weimarer Boxverein im Plattenbaugebiet „Weimar-West”, sozialer Brennpunkt der Klassikerstadt.
Jenseits von Halbwelt und sportlichem Glamour erfüllen viele Boxsportvereine wichtige gesellschaftliche Funktionen: Motivation, Integration und Aggressionsabbau bei Jugendlichen in schwierigen sozialen Umfeldern. Vor allem für Mädchen und Jungen mit Migrationshintergrund sind Boxclubs wichtige Anlaufstellen. So auch im Weimarer Boxverein, dem erfolgreichsten Thüringer Boxclub. Dessen Trainerstab um Sportchef Thomas Elke holt die Jugendlichen „von der Straße”, bietet nicht nur Hausaufgabenbetreuung an, sondern setzt gezielt sozialpädagogische Programme um. Gemeinsam mit verschiedenen Partnern kümmert sich der Boxclub um die Integration benachteiligter Frauen, interkulturelle Bildungsarbeit und straffällig gewordene Jugendliche. Wichtigste Regeln des sozialen Umgangs: Geprügelt wird nur im Ring! Ein spannender Schauplatz für junge Dokumentarfilmer.
Der Weimarer Boxverein wurde für seine Integrations- und Sozialarbeit vom Deutschen Olympischen Sportbund mit den Sternen des Sports ausgezeichnet, ist Teil des Schulnetzwerks „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage” und wird vom Bundesinnenministerium im Rahmen des Programms „Integration durch Sport” gefördert.
Lucky Punch
Alina Cyranek, Bauhaus-Universität Weimar,
Auch „Lucky Punch” porträtiert junge Migranten in Weimar West, jedoch dreht sich Alina Cyraneks Film ausschließlich um Mädchen. Tanja, Altinay und Nathalie sind zwischen 14 und 17, die sich im Weimarer Boxclub e.V. regelmäßig zum Boxen treffen. Der Dokumentarfilm begleitet die drei ein Stück weit auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden und begibt sich mit ihnen auf die Suche nach ihrem Platz in der Gesellschaft. Die Porträts beleuchten den sozialen Hintergrund, ihre Freundschaft und die gemeinsame Leidenschaft für den Boxsport, der die drei Mädchen zusammenschweißt. (24 Min.)
Heimat in der Fremde
Fabian Gießler, Bauhaus-Universität Weimar
„Heimat in der Fremde” begleitet Jugendliche mit deutsch-russischem Familienhintergrund im Boxverein in Weimar-West, einem der größten Plattenbaugebiete der Klassikerstadt.
Als Kinder kamen sie in ein ihnen fremdes Land bzw. wurden dort geboren: die heute Alten in die Sowjetunion der 30er Jahre, die heute Jungen in das vereinigte Deutschland. In Russland und Kasachstan waren sie die „Faschisten”, in Deutschland sind sie die „Kommunisten”. In Russland pflegten die Alten ihr Deutsch, und in Deutschland pflegen die Jungen ihr Russisch. Sie wollen und wollten ihre Heimat, in der sie geboren sind, nicht vergessen.
Im Weimarer Boxverein lernen sie Gleichgesinnte kennen, können ihren Frust ausagieren und erfahren neben dem Boxtraining auch sozialarbeiterische Betreuung. Somit hilft ihnen der Sport und der Boxverein, aus der Fremde ein Stück Heimat zu machen. (17 Min.)